Robbie Williams:Wie erlebt man das Leben eines Stars?

Lesezeit: 2 Min.

Gespräch mit einem, der Tage und Wochen mit dem britischen Pop-Superstar verbringen durfte.

Interview von Jens-Christian Rabe

Der in New York lebende 48-jährige britische Musikjournalist und Autor Chris Heath hat nach "Feel" (2004) mit "Reveal" nun schon das zweite biografische Buch über den britischen Pop-Superstar Robbie Williams geschrieben. Dabei hatte er nicht nur immer wieder die Gelegenheit, den Sänger ausführlich zu interviewen, er verbrachte ganze Tage und Wochen mit ihm.

SZ: Mister Heath, wie ist es, mit einem Superstar zusammenzuleben, um dessen Autobiografie zu verfassen?

Chris Heath: Im Fall von mir und Robbie Williams kann ich nur sagen: sehr unkompliziert. Es war nicht einmal ein Verleger involviert und Robbie lässt mich schlicht an seinem gesamten Leben teilhaben und alles aufzeichnen.

Diese Offenheit von Stars gibt es seit den Siebzigern eigentlich nicht mehr.

Allerdings, heute ist die Angst vor schlechter Publicity viel zu groß. Ich bin gar nicht sicher, ob es je einen anderen Prominenten gegeben hat, der einen Reporter so lange so nah an sich herangelassen hat.

Warum ließ es Robbie Williams in Ihrem Fall zu?

Ich glaube, es ist so, dass er wirklich keinen Wert darauf legt, dass es ein schmeichelhaftes Buch von ihm gibt. Er will lieber ein interessantes und vor allem eines, in dem nicht nur Unwahrheiten stehen. Man darf nicht unterschätzen, wie zermürbend es sein kann, ständig falsche Dinge über sein Leben lesen zu müssen.

Hat er das Manuskript abgesegnet?

Ja, aber im Grunde kein Wort geändert. Wir sind Freunde geworden über die Jahre und vertrauen uns.

Das kann für eine Biografie ja auch ein Problem sein. Was haben Sie denn weggelassen?

Wirklich nur das Langweilige, im Ernst.

An manchen Stellen ist Robbie Williams in Ihrem Buch tatsächlich so ehrlich, dass er einem wie ein lächerlicher Narzisst erscheint.

Aber denken Sie bitte bloß nicht, dass andere Stars anders sind. Was Robbie Williams unterscheidet ist, dass er das alles nicht versteckt, er weiß, wie lustig es ist.

Was haben Sie über die Jahre über Stars und Ruhm gelernt?

Ha, das Buch ist gewissermaßen eine 650 Seiten lange Antwort auf diese Frage. Um es kurz zu machen: Viele behaupten, es sei letztlich fürchterlich, ein Star zu sein. Aber das ist absolut nicht so. Es kann, je nachdem, wer man ist, kompliziert sein, aber Robbie Williams zum Beispiel wäre der Erste, der Ihnen gestehen würde, dass es eben auch unglaublich großartig ist, ein Star zu sein.

Was ist das Grauenvollste, das der Ruhm mit Menschen anstellt?

Wenn man nicht über die mentale und körperliche Konstitution verfügt, eine unvorstellbare Menge von öffentlicher Aufmerksamkeit zu verkraften, dann zerstört er einen.

In welcher Hinsicht?

Sehen Sie, was ich festgestellt habe, ist - ohne dabei jetzt zu verständnisvoll klingen zu wollen -, dass wir gegenüber Menschen, die reich und berühmt sind, in der Regel kein Mitgefühl haben. Blöderweise ist ein Star aber für sich selbst kein Star, sondern auch nur ein Mensch. Und zwar einer der, wie jeder andere auch, möchte, dass ihm Mitgefühl entgegengebracht wird. Dazu kommt, dass man ständig erlebt, dass Leute einem gegenüber jeden gesunden Menschenverstand verlieren.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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