Erntedank, Hochzeiten, Konfirmationen:Kein Hoch auf uns

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Manche feiern ein großes Fest, um ihre Liebe zu manifestieren, anderen wie diesem Paar in Leipzig 1984 reichte ein Stopp am Imbiss. Heute kommt das Ritual der Eheschließung zusehends aus der Mode. (Foto: imago stock&people)

Nicht nur die sinkende Zahl an Eheschließungen zeigt, dass Rituale aus unserem Leben verschwinden – und damit Gelegenheiten, um innezuhalten oder abzuschließen. Was bleibt, ist eine nervöse Gesellschaft.

Von Max Florian Kühlem

Am dritten Tag des rauschenden Hochzeits- und Liebesfests, das ein ganzes Dorf in Bewegung setzt, hält die Braut für einen kurzen Moment inne und sinniert: „Ist das wirklich richtig, so viel Zeit und Energie zu investieren, um ein Fest zu feiern? So viele Menschen und Ressourcen in Bewegung zu setzen, wo es in unserer Welt doch gerade ganz andere Baustellen gibt?“ Aus einem ersten Reflex heraus möchte man ihr zustimmen: Klar, wir sollten jetzt alle in jeder Sekunde daran arbeiten, dass mehr Frieden und weniger CO₂ in die Welt kommen. Doch ein paar Gedanken weiter sieht es schon anders aus: Feste wie solch ein Liebesfest braucht die Welt gerade jetzt. So wie uns Landmarken Orientierung in der Außenwelt geben, geben sie uns Orientierung in der erlebten Zeit.

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