"Thor: Love and Thunder" im Kino:Lustig ist's im Götterstadel

Lesezeit: 2 min

Wer schwingt hier den Hammer? Thor (Chris Hemsworth) und Mighty Thor (Natalie Portman) müssen das unter sich ausmachen. (Foto: Jasin Boland/AP)

Der neue Thor-Film, "Love and Thunder", besteht aus einer Reihe spektakulärer Schaustücke. Aber auch ernste Töne stecken in der Wundertüte.

Von Fritz Göttler

Nein, als Erniedrigung habe er das nicht empfunden, wird Thor später erklären, angesprochen auf den Vorfall am Hof des Obergottes Zeus. Thor, verkörpert von Chris Hemsworth, hat sich mit zwei Komplizinnen auf dem Olymp eingeschlichen, mit einer Kutte verkleidet, doch Zeus enttarnt ihn - nun steht Thor auf einen Schlag nackt vor dem ganzen Hofstaat, wie man das von antiken Götterstandbildern kennt. Reihenweise haut es bei diesem Anblick die Frauen hinter Zeus um.

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Der Olymp des Zeus ist ein riesiges Glitzerding, rundum mit Blattgold verziert, als wären wir nicht in "Thor: Love and Thunder", sondern in einem opulenten MGM-Musical der Vierziger. Der alte weiße Gott der Mythologie, Zeus, gespielt von Russell Crowe, will nicht so recht wahrhaben, wie lächerlich er mit der Zeit geworden ist. Thor wiederum braucht unbedingt seinen zackigen Blitz, im Kampf für die Rettung der Welt und gegen seine eigene Sinnkrise - seinen Hammer Mjölnir hat sich gerade ein neuer Superheld geschnappt, der Mighty Thor heißt und hinter dem Jane Foster steckt, die Thor vor acht Jahren verließ, gespielt von Natalie Portman.

Taika Waititi sorgt auf fröhliche, bisweilen absurde Weise für Diversität

Es wird von Film zu Film übersichtlicher im Marvel Cinematic Universe, dem der Film entstammt. Die Superhelden, die einst ihre Streifzüge und Traumata einzeln absolvierten, stolpern inzwischen immer öfter übereinander. Der erste Thor-Film, 2011, war noch eine finstere Familientragödie, mit Anthony Hopkins als Vatergott Odin, inszeniert vom Shakespeare-Fan Kenneth Branagh. Der vierte nun ist eine große Nummernrevue, ein Haufen spektakulärer Schaustücke, deren chronologische und kausale Verknüpfung nur möglich ist mit Kenntnis der drei vorhergehenden Filme - und der letzten Avengers-Filme, in die auch Thor abkommandiert wurde. In "Love and Thunder" ist er nun mit den Guardians of the Galaxy im Bunde. Deren kreativer Vater, James Gunn, hat darüber gewacht, dass sie korrekt zum Einsatz kommen.

Es ist nach "Tag der Entscheidung" der zweite Thor-Film, den Taika Waititi inszeniert, der seit seinem Oscarerfolg "Jojo Rabbit" freie Hand in Hollywood hat. Er achtet darauf, dass dem Gebot der Diversität Genüge getan wird, auf fröhliche, bisweilen absurde Weise - die zarte Natalie Portman trägt als Mighty Thor die gleiche Rüstung wie der gut bepackte Chris Hemsworth. Von allein erklärt sich das alles nicht, auch nicht den Sterblichen im Film. Auf einer Bühne spielen sie die Abenteuer von Thor nach, so wie früher im Wilden Westen die Duelle der Revolverhelden. Dort stehen nun, Menschen spielend, die Götter spielen, Matt Damon, Luke Hemsworth und Melissa McCarthy, die allen die Schau stiehlt.

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Bei all dem komödiantischen Spaß gibt es aber doch auch einen gewaltigen Leidensdruck in diesem Film. Jane Foster, die Ex von Thor, hat Brustkrebs und muss in die Chemotherapie. Die erste Szene zeigt einen geschundenen Vater, der sein Töchterchen betrauert - verzweifelt und gottverlassen, eine Figur, die in allen Religionen auftaucht. Er verflucht die Götter, dieses dekadente Pack, das sich nicht für sein Elend interessiert. Das ist der God Butcher, eine traurige, bittere, böse Figur, verkörpert von Christian Bale, der als Batman schon einige Filme lang radikale Traumabewältigung praktizierte.

Mit dem God Butcher, erzählte er in einem Interview, hätten sie Sachen gefilmt, die wirklich sehr weit gingen - und die man dann nicht in den Film übernahm. Spürbar hinter dem Ulk des Götterstadels bleiben sie aber, eine nachtschwarze Grundierung, die dem Film gut bekommt.

Thor: Love and Thunder, 2022 - Regie: Taika Waititi. Buch: Jennifer Kaytin Robinson, Taika Waititi. Kamera: Barry Baz Idoine. Schnitt: Peter S. Eliot, Tim Roche, Matthew Schmidt, Jennifer Vecchiarello. Musik: Michael Giacchino, Nami Melumad. Mit: Chris Hemsworth, Christian Bale, Natalie Portman, Tessa Thompson, Taika Waititi, Russell Crowe, Jaimie Alexander, Chris Pratt, Karen Gillan. Disney, 125 Minuten.

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