Wo man im Augenblick hinkommt, ist Alfredo Jaar schon da und hält einem stumm seine Anklagen entgegen: Nach Ausstellungen in Berlin und Frankfurt ist der chilenische Künstler in Berlin nun gleich in drei Retrospektiven zu sehen. Einen Sommer nach dem diffus antikapitalistischen Aufbegehren der Occupy-Bewegung wirkt das logisch. Denn Jaars Kunst setzt eher auf den Schock als die kühle Analyse.
Sie nennen ihn jetzt "el once chico", den kleinen Elften. Denn es war auch ein 11. September, allerdings der 11. September 1973, und es geschah ebenfalls in Amerika, nur eben im südlichen Teil davon: Die Anschläge von al-Qaida in New York haben sich auf dem Datumsplatz sozusagen fest vor den Putsch von Pinochet in Chile geschoben.
Wenn es aber jemanden gibt, der das Wiedernachvornesortieren der aus dem Blick geratenen Katastrophen geradezu zum Inhalt seiner Arbeit gemacht hat, dann heißt der Mann Alfredo Jaar, und zu Pinochets Putsch hat er tatsächlich so viele Arbeiten geschaffen, dass sich damit problemlos ein mittelgroßer Ausstellungsraum füllen lässt.
Im Bild: "September 11, 1973", 1974