Süddeutsche Zeitung

Regisseurin Lust:"Wenn die Leute das Wort Porno hören, denken sie nicht an gute Filme"

Erika Lust ist es leid, dass meist Männer bestimmen, was erotisch ist. Die Regisseurin erzählt, wie man intelligente Pornos dreht.

Interview von Elisabeth Gamperl und Pia Ratzesberger

Erika Lust empfängt in ihrem Büro in Barcelona, hohe Decken, knarzender Boden. Dies könnte ebenso gut eine Agentur für Innenarchitektur sein, wären da nicht die Bilder nackter Körper an den Wänden. Gemalt, gezeichnet, diese Frau will Kunst und keinen Trash. Erika Lust ist feministische Pornoregisseurin. Ihr bürgerlicher Name ist Hallquvist, sie ist 39 Jahre alt.

Sie produziert Filme, in denen Frauen mehr sind als nur das schöne Objekt, denen Sex angetan wird und in denen Männer nicht zu Sexmaschinen degradiert werden. Feministischer Porno, das bedeutet für sie: "Der Spaß der Frau ist entscheidend, man muss die Lust der Frau sehen".

Die Schwedin ist es leid, dass immer nur Männer bestimmen, was erotisch ist, dass die Produzenten der Mainstreampornos keine Ahnung vom Film haben. "Wenn Leute das Wort Porno hören, denken sie auch nicht an gute Filme, sondern an Youporn und Pornhub", sagt Erika Lust im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Lust verfilmt in ihrem Projekt "XConfessions" die sexuellen Fantasien ihrer Zuschauer, sie dreht Pornos im Stil der Serie Mad Men oder der Filme von Woody Allen. Geht es nach der Schwedin, ist die sexuelle Revolution noch lange nicht vollendet, vor allem brauche es eine Porno-Erziehung: "Die meisten Kinder, die neun Jahre alt sind, werden in diesem Jahr einen Porno sehen und nie darüber sprechen".

Eine neue Generation von Männern

Lust redet gerne, viel und schnell über ihre Filme, über die für sie spannenden Szenen, wenn ein Fuß zucke, wenn sich Finger in den Rücken krallten. Die Wand ihres Büros ist über und über mit kleinen Zetteln beklebt - alles Ideen für neue Episoden ihrer Firma "Lust Films".

Auch wenn die Regisseurin vor allem auf die Frau achtet, sind die meisten ihrer Zuschauer nach wie vor männlich. Eine neue Generation von Männern, die sich intelligentere Pornos wünsche als die nach dem alten Schema, sagt Erika Lust.

Zudem könne man die Leute ja auch zu besserem Porno erziehen, in etwa genauso wie zu besserem Essen: "Früher hat niemand über die Risiken von Soda und Chips gesprochen. Mittlerweile essen wir Kohlsalat:"

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