Knapp eine Milliarde Dollar, das ist eine Summe, die selbst in Hollywood für Aufmerksamkeit sorgt, wo man hohe Summen gewöhnt ist. Für diesen Betrag hat die Schauspielerin und Produzentin Reese Witherspoon ihre Produktionsfirma Hello Sunshine verkauft. Der neue Besitzer ist ein noch unbenanntes Medienunternehmen, das zur Private-Equity-Firma Blackstone gehört.
Witherspoon will mit dem Verkauf aber nicht aus dem Filmgeschäft aussteigen, sondern im Gegenteil ihre Macht in Hollywood weiter ausbauen. Dafür braucht sie viel Geld, und deshalb hatte sie schon länger nach einem Käufer gesucht. Kurz war auch Apple im Gespräch. Nach der nun beschlossenen Übernahme wird sie weiterhin dem Vorstand angehören und fürs Tagesgeschäft verantwortlich sein. Ihr Ziel: Frauen in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie zu stärken.
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Witherspoon, geboren 1976 in New Orleans, wurde als Schauspielerin in Filmen wie "Eiskalte Engel" und "Natürlich blond" berühmt. Sie arbeitet seit bald zwanzig Jahren auch als Produzentin. 2016 gründete sie Hello Sunshine. Ihr Unternehmen produzierte unter anderem die Kinofilme "Wild" und "Gone Girl". Für HBO entstand die Serie "Big Little Lies", für Amazon die Miniserie "Little Fires Everywhere", für Apple TV+ "The Morning Show". Bei den meisten Projekten spielt Witherspoon auch mit, um ihre Starpower für die Finanzierung und Vermarktung zu nutzen.
Witherspoon hat verstanden, was andere Hollywoodfirmen verschlafen haben
Das allein wäre in Hollywood aber noch nichts Außergewöhnliches. Viele Stars haben eigene Firmen. Was Witherspoons Hello Sunshine so besonders macht und auch die hohe Kaufsumme erklärt, sind zwei Dinge. Erstens erkannte die 45-Jährige schon vor Jahren, was viele andere Hollywoodfirmen zu lange ignoriert haben: dass Kino und Fernsehen allein nicht mehr reichen, um im Haifischbecken der modernen Unterhaltungsindustrie zu bestehen. Weshalb sie eine Art Rundum-sorglos-Entertainmentpaket anbietet. Hello Sunshine produziert unter anderem auch Podcasts und betreibt "Reese's Book Club". Also eine digitale Variante des klassischen Lesekreises, in dem man nicht nur mit seiner Nachbarin in der Stadtteilbibliothek über Literatur diskutieren kann, sondern mit einem Hollywoodstar.
Dieser Buchclub führt auch zum zweiten Ansatz, mit dem sich Witherspoons Firma von anderen Produktionsschmieden unterscheidet. Sie redet nicht nur über Frauenförderung, sie tut es auch. Hello Sunshine nimmt als Vorlage für Filme und Serien am liebsten Romane von Frauen. Witherspoon hat ein fast schon unheimliches Händchen für solche Stoffe, die sich gut verfilmen lassen, wie Gillian Flynns Thriller "Gone Girl" oder "Little Fires Everywhere" von Celeste Ng. Für die Umsetzung engagiert sie ebenfalls gerne Frauen, holte zum Beispiel die britische Autorenfilmerin Andrea Arnold als Regisseurin für die komplette zweite Staffel von "Big Little Lies".
Und weil es in der amerikanischen Filmindustrie immer noch vergleichsweise wenige Regisseurinnen, Drehbuchautorinnen und Kamerafrauen gibt, fördert Witherspoon auch die Ausbildung. Hello Sunshine initiierte eine Filmklasse für 13- bis 18-jährige Mädchen. Dass dieses Engagement nicht nur hübsch klingt, sondern auch als zukunftsträchtig gilt in einer Branche, in der am Ende des Tages nur harte Dollars zählen, beweist nun ihr Verkaufscoup für eine Milliarde Dollar.