Rechtsstreit um Suhrkamp-Verlag:Schlappe für Barlach im Machtkampf

Suhrkamp-Verlagsleitung bleibt

Licht am Ende des Regenbogens: Die Verlagsleitung von Suhrkamp bleibt.

(Foto: dpa)

Der Suhrkamp-Gesellschafter Hans Barlach hatte die Absetzung der Verlagsleitung gefordert, doch diesen Antrag hat das Landgericht Berlin nun abgelehnt. Um seine Chancen im Machtkampf um den Verlag steht es damit schlechter denn je.

Von Andreas Zielcke

Die Kette der juristischen Niederlagen, die Hans Barlach in seinem Kampf um die Vormacht bei Suhrkamp einstecken muss, reißt nicht ab. Am gestrigen Donnerstag hat das Landgericht Berlin seinen jüngsten Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung abgelehnt. Mit diesem Antrag hat Barlach erneut versucht, die drei Geschäftsführer des Verlages (Ulla Berkéwicz, Thomas Sparr, Jonathan Landgrebe) absetzen zu lassen. Wieder vergeblich.

Das juristische Bombardement, mit dem er seine Kontrahenten bei Suhrkamp - die Verlagsleitung und die Familienstiftung - eindeckt, ist selbst für Akteure, die auf den juristischen Kampffeldern abgebrüht sind, extrem. Insbesondere seit Einleitung des Schutzschirmverfahrens Ende Mai, das nun am vergangenen Dienstag in das endgültige Insolvenzverfahren übergegangen ist (SZ vom 8. August), sieht er seine Felle davonschwimmen. Umso hektischer, ja fieberhafter geht er daran, das Kriegslos gegen alle Wahrscheinlichkeit noch einmal zu seinen Gunsten zu wenden.

Aufgestaute Unversöhnlichkeit

Das am Donnerstag gegen ihn entschiedene Verfahren hat nichts zu tun mit jenem Prozess, der ihm im Dezember letzten Jahres ebenfalls vor dem Landgericht Berlin einen großen Sieg über seine Widersacher verschafft hat. Bekanntlich hatte das Gericht damals verfügt, dass eine Versammlung der Suhrkamp-Gesellschafter wirksam die Absetzung der Verlagsleitung beschlossen habe. Dieses Verfahren läuft in der Tat noch, das Berufungsgericht hat aber erst für den kommenden Dezember eine Verhandlung angesetzt.

In dem jetzigen Verfahren hingegen begründete Barlach die Abberufung der Geschäftsführer damit, dass sie ihre Pflichten grob verletzt hätten und vor allem die Insolvenz hätten verhindern können. Damit ist er nicht durchgedrungen. Allein die Antragsbegründung dokumentiert auf trostlose Weise die aufgestaute Unversöhnlichkeit und Feindseligkeit zwischen den Gesellschaftern. Und dieser Versuch jenseits des Insolvenzverfahrens, in dem es für Barlach nicht mehr viel zu gewinnen gibt, ist, wie gesagt, nur einer seiner zahllosen juristischen Angriffe gegen die Berkéwicz-Seite in den letzten Monaten.

Der dtv-Verlag steht zum Kauf bereit

Dass Barlach seine Investition in Suhrkamp zum Zwecke maximaler Rendite gemacht hat, ließ er vertraglich Schwarz auf Weiß festhalten. Sollte aber sein Kampfeswille am Ende doch gebrochen werden und der jetzt vorgelegte Insolvenzplan, der die Umwandlung Suhrkamps in eine Aktiengesellschaft vorsieht, realisiert werden, könnte sein Interesse an der Investition schlagartig erlahmen. Angeblich steht nicht nur das Ehepaar Ströher zum Kauf seiner Anteile bereit, sondern auch dtv, der Münchner Verlag.

Aber das wird dann eine eigene Geschichte. Der Druck, der hinter Barlachs jetzigem erbarmungslosen Kampf steckt, könnte allerdings auch aus seiner finanziellen Situation resultieren. Im Juni hatte er sein Grundstück auf Sylt mit weiteren 2,8 Millionen Euro belastet. Selbstverständlich kann dies normalem geschäftlichen Gebaren entsprechen.

Tragikkomisches Finale

Sieht man es indes vor dem Hintergrund, dass ein Schweizer Gericht Barlach im Mai verurteilt hat, an Andreas Reinhart (von dem er ja seine Suhrkampanteile seinerzeit erworben hatte) die immer noch ausstehende Kaufpreishälfte von fünf Millionen Franken plus Zinsen zu zahlen, dann sieht das schon ein wenig anders aus. Ein noch düstereres Licht fällt auf seine Finanzlage, wenn man einbezieht, dass Reinhart seinen Anspruch zwangsvollstrecken kann: Angeblich besitzt er bereits ein Pfandrecht an Barlachs Anteilen an der Medienholding AG. Sollte er diese Anteile zwangsversteigern müssen (was jetzt offenbar der Fall ist), säße unversehens ein völlig neues Gesicht am Tisch der Verlagsgesellschafter. Das Barlach-Suhrkamp-Drama könnte in ein tragikkomisches Finale münden.

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