Rechtsstreit um Suhrkamp beendet:Sieg und Zuversicht

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Ulla Berkéwicz. (Foto: dpa)

Die Suhrkamp-Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz hat sich vor Gericht gegen Gesellschafter Hans Barlach durchgesetzt. Die Entscheidung des Gerichts setzt dem zehrenden Streit endlich ein Ende. Nun beginnt für den Verlag die Nachkriegs- und Wiederaufbauzeit.

Von Andreas Zielcke

Suhrkamp kann tief aufatmen. Der achtjährige Krieg zwischen den Gesellschaftern, der Familienstiftung um Ulla Berkéwicz und der Medienholding Hans Barlachs endet mit dem Sieg der Stiftung. Von Triumph wird man dort nach den Wunden, die zurückbleiben, nicht reden wollen. Doch der elende Kampf geht zu Ende, es ist eine schlichte juristische Entscheidung, die jetzt Barlachs endgültige Niederlage besiegelt.

Den Schlussstrich zog am Freitag das Landgericht Berlin: Es wies die Beschwerde ab, die Barlach gegen die gerichtliche Bestätigung des Insolvenzplans erhoben hatte. Dass klingt prosaischer, als es ist. Da Barlach kein Rechtsmittel einlegen kann, ist der Insolvenzplan jetzt gerichtlich unangreifbar. Barlach könnte zwar noch, wenn auch mit minimaler Chance, auf Schadensersatz klagen, aber er hat keinen Hebel mehr, um auf Suhrkamps Zukunft Einfluss zu nehmen. Der Verlag kann wieder frei schalten und walten.

Barlach ohne Vetorechte

Zur Rekapitulierung: Der Krieg hatte Suhrkamp nicht vollends in den Ruin, aber doch in die Insolvenz getrieben. Das Verfahren wurde vor anderthalb Jahren eröffnet, wobei man dem Verlag zugestand, die Geschäfte in eigener Regie fortzuführen und einen Insolvenzplan aufzustellen. Mit dessen Hilfe soll das angeschlagene Unternehmen saniert, der Konflikt entschärft und die Forderungen der Gläubiger (bis auf die Gewinnansprüche der Gesellschafter) befriedigt werden.

Kernstück ist die Umwandlung des als Kommanditgesellschaft geführten Verlags in eine Aktiengesellschaft. Die neue Rechtsform ändert nichts daran, dass Barlach am Verlag beteiligt ist, aber seine Vetorechte, die er als Kommanditist besaß, sind ihm als Aktionär verwehrt. Er ist nurmehr Investor, nicht mehr Mitverleger.

Tiefe, irreversible Zäsur

Da Suhrkamp jetzt neben seiner Umwandlung auch das Ende des Insolvenzverfahrens herbeiführen kann, ist die Zäsur tief und irreversibel. Ab sofort beginnt die Nachkriegs- und Wiederaufbauzeit mit ihren ganz eigenen Problemen, aber auch ihrer spezifischen Zuversicht. Festzustehen scheint, dass die Familie Ströher als weiterer Gesellschafter einsteigen wird, die Kapitalerhöhung sieht der Plan bereits vor.

Natürlich ist während des langen Kriegs der Buchmarkt nicht stehen geblieben. Suhrkamp muss seinen künftigen Stand wie die anderen Verlage auch neu definieren - jetzt wo der Rücken frei ist, aber die Verlagskrisen unter der Amazon-Ära zugenommen haben. Bislang hat Ulla Berkéwicz Aufsicht und Verlagsleitung in Personalunion wahrgenommen, das lässt das Aktienrecht nicht zu. Wenn sie sich darum, schon wegen ihrer herausragenden Rolle in der Stiftung und als Hüterin der Verlagstradition, über kurz oder lang auf die Aufsicht konzentrieren wird, muss eine neue Verlegerfigur Suhrkamp führen. Das Rätselraten beginnt.

© SZ vom 25.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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