Rechte und die Kultur:Kaffeekränzchen mit der AfD

Rechte und die Kultur: Meuthen, Mendig, Hunzinger (von links) beim "Gedankenaustausch".

Meuthen, Mendig, Hunzinger (von links) beim "Gedankenaustausch".

(Foto: Instagram Meuthen / Screenshot)

Der Chef der hessischen Filmförderung hat sich mit dem AfD-Politiker Jörg Meuthen getroffen. Nun wollen Filmschaffende nicht länger mit Hessen-Film zusammenarbeiten.

Von Tobias Kniebe

Mehr als 150 deutsche Filmschaffende haben eine Erklärung unterschrieben, in der sie jede weitere Zusammenarbeit mit der hessischen Filmförderung (Hessen-Film) ablehnen und deren Geschäftsführer Hans Joachim Mendig zum Rücktritt auffordern. Emily Atef, Dominik Graf, Christian Petzold und Nicolette Krebitz sind nur die bekanntesten Unterzeichner des Textes, der auf artechock.de veröffentlicht wurde. "Wir, Filmschaffende aus allen Bereichen und Regionen Deutschlands, missbilligen das Treffen zwischen Hans Joachim Mendig, Geschäftsführer der Hessen-Film, und dem AfD-Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen", heißt es in der Erklärung. Meuthen vertrete "fraglos rechtsradikale Auffassungen" und sei als "strammer Gegner liberaler Kulturproduktion" bekannt, der Ruf der Hessen-Film daher "schwer beschädigt".

Meuthen selbst hatte ein Foto des Kaffeekränzchens, an dem auch der zuletzt durch rassistische Äußerungen aufgefallene PR-Mann Moritz Hunzinger teilnahm, am 24. Juli auf Instagram verbreitet und dazu geschrieben: "Sehr angeregter und konstruktiver politischer Gedankenaustausch." Nach ersten Recherchen des Journal Frankfurt sah sich Mendigs Dienstherrin Angela Dorn (Grüne), die Ministerin für Wissenschaft und Kunst, zu einer Stellungnahme genötigt. "Nach Angaben von Herrn Mendig handelte es sich um eine private Gelegenheit, die nicht in Bezug zur Hessen-Film (...) stand", heißt es darin, dennoch zeigte sich die Ministerin "verwundert".

Mendig selbst schweigt beharrlich, was die Filmszene inzwischen bundesweit in Aufruhr versetzt. Die Deutsche Filmakademie forderte in einem offenen Brief vom Freitag dringend eine "inhaltliche Erklärung", ein Schritt, den die Unterzeichner der Rücktrittsforderung nicht mehr abwarten wollten. Ebenfalls nicht warten wollten die Filmemacher Heike Wiehle-Timm und Rolf Silber, die in Vergabejurys der Hessen-Film saßen. In einem offenen Brief erklärten sie ihren Rücktritt. Aus dem Ministerium heißt es nun, die "neue Entwicklung" werde demnächst im Aufsichtsrat der Hessen-Film thematisiert. Bei der Vorstellung der Nominierten für den Hessischen Filmpreis am Freitag wird Mendig, obwohl er dort Vorsitzender der Jury ist, nicht wie in den Vorjahren auf dem Podium sitzen.

Der Vergabejury der Hessen-Film gehören allerdings auch Filmschaffende wie der Berliner Verleihchef Torsten Frehse an, ein ehemaliger Linksaktivist aus dem Osten, der mit dem Import von Multikulti-Komödien wie "Monsieur Claude" heute sehr erfolgreich ist. Wenn AfD-Mann Meuthen als Hauptgegner das "links-rot-grün-versifften 68er-Deutschland" angreift, muss er auch Kulturschaffende wie Frehse meinen - dennoch lehnt dieser eine Rücktrittsforderungen an Mendig bisher ab. "Klar ist, dass jemand wie Jörg Meuthen für mich kein Gesprächspartner ist, weder privat noch politisch. Aber auch wir in der Filmbranche müssen aufpassen, dass wir nicht über jedes Stöckchen springen, das die AfD uns hinhält, dass wir nicht deren Geschäft betreiben."

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