Chinesische Bürgerrechtler und Autoren, wie etwa Yu Jie, reagierten im Oktober ebenfalls rasch - allerdings teils sehr kritisch. "Ich denke, der Nobelpreis sollte an niemanden verliehen werden, der Mao Zedong lobt, egal wie populär sein Werk ist", schrieb Yu Jie, der in diesem Jahr in die USA emigriert ist, auf der Webseite des internationalen Pen-Clubs. Er verwies darauf, dass Mo Yan bei der Frankfurter Buchmesse 2009 mit der offiziellen chinesischen Delegation den Saal verlassen habe, als regimekritische Autoren an einem Forum teilnehmen wollten. "Das hat gezeigt, dass seine erste Rolle nicht die eines unabhängigen Schriftstellers ist, sondern die eines Schreibers der chinesischen Kommunistischen Partei".
Yu Jie war im unabhängigen chinesischen Pen-Club aktiv, dem der inhaftierte Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo als Ehrenvorsitzender vorsteht. Hingegen ist Mo Yan der Vizevorsitzende der offiziellen chinesischen Schriftstellervereinigung.
Empört auf die Entscheidung in Stockholm reagierte auch der Direktor des Hongkonger Büros des unabhängigen chinesischen Pen-Clubs: "Mo Yan hat wirklich nichts zu sagen", schrieb Patrick Poon in einem Kommentar auf Twitter. "Seine Bücher können dazu benutzt werden, um sich das Hinterteil abzuwischen."
Im Bild: der Stand von Mo Yans deutschsprachigem Verlag bei der Frankfurter Buchmesse kurz nach Bekanntgabe des Preises