Restitution von Liebermann-Skizzen:Ein Stempel belegt den Raubkunst-Verdacht

Restitution von Liebermann-Skizzen: Max Liebermanns Skizzenbuch mit Zeichnungen von Gartenlokalen am Wannsee, entstanden 1930-1933.

Max Liebermanns Skizzenbuch mit Zeichnungen von Gartenlokalen am Wannsee, entstanden 1930-1933.

(Foto: Kreide und Bleistift auf Papier, 12,5 x 18 cm, Akademie der Künste, Berlin, Kunstsammlung KS-Zeichnungen HZ 4197)

Die Berliner Akademie der Künste restituiert ein Skizzenbuch des Malers Max Liebermann.

Von Catrin Lorch

Ein Skizzenbuch von Max Liebermann wird von der Berliner Akademie der Künste restituiert und an die Erben von Max und Martha Liebermann zurückgegeben. Es enthält, so ist einer Pressemitteilung der Akademie zu entnehmen, vor allem Zeichnungen aus Gartenlokalen am Wannsee.

Das Buch war für die Sammlung der Akademie der Künste im Jahr 2005 bei einer Versteigerung in München angekauft worden, damals fiel niemandem auf, dass im Innendeckel der Nachlass-Stempel mit der faksimilierten Unterschrift prangt, mit dem Martha Liebermann nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1935 seinen Nachlass kennzeichnete. Dieser Stempel - er belegt, dass das Buch sich noch in den Dreißigerjahren bei Martha Liebermann befand - wurde erst bei Provenienzrecherchen in der Kunstsammlung entdeckt.

Die Gestapo beschlagnahmte nach Marthas Suizid auch "3 Skizzenbücher"

Die Akademie der Künste schreibt, dass man sich dem Erbe des Künstlers Max Liebermann in besonderer Weise verpflichtet fühle, der als Präsident der Preußischen Akademie der Künste zu Berlin die Institution für die Moderne geöffnet habe, sich aber nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gezwungen sah, sein Amt aufzugeben.

Seine Witwe Martha Liebermann zog im Herbst 1935 aus dem Haus am Pariser Platz in eine Wohnung und war gezwungen, ihr gesamtes Vermögen abzugeben. Ihre Tochter emigrierte 1938 mit ihrer Familie in die USA. Im Jahr 1943 sollte Martha in das Ghetto Theresienstadt deportiert werden und nahm sich kurz zuvor das Leben. Ihre Wohnung wurde 1943 von der Gestapo versiegelt und das Inventar mitsamt der Kunstsammlung auf Beschlagnahmelisten erfasst, darunter auch "3 Skizzenbücher".

Ob es sich bei dem Skizzenbuch nun um eins dieser drei Bücher handelt oder es verkauft wurde, spielt für die Restitution keine Rolle: Der Verlust erfolgte ja in einer verfolgungsbedingten Notlage. Aber weil die Erben bereit waren, das Buch gegen eine Entschädigungssumme wieder an die Sammlung zu verkaufen, kann es in Berlin bleiben.

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