Süddeutsche Zeitung

"Rammstein":Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Till Lindemann

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Die Tatvorwürfe stammen laut der Behörde "aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln".

Die Staatsanwaltschaft Berlin hat ein Ermittlungsverfahren gegen Till Lindemann, Sänger der Band Rammstein, eingeleitet. Die Behörde bestätigte am Mittwoch entsprechende Medienberichte. Laut Staatsanwaltschaft seien die Ermittlungen von Amts wegen und aufgrund mehrerer Anzeigen Dritter -"nicht am etwaigen Tatgeschehen Beteiligter" - aufgenommen worden. Es lägen Tatvorwürfe "aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln" vor. Weitere Angaben machte die Staatsanwaltschaft mit Bezug auf die Persönlichkeitsrechte der potenziell Geschädigten und des Beschuldigten nicht.

Am Nachmittag hatte die Berliner Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) den Mitgliedern des Justizausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus - unter Ausschluss der Öffentlichkeit - mitgeteilt, dass mehrere Strafanzeigen gegen Lindemann vorlägen und die Behörde ermittle. Von Rammstein und Lindemann beauftragte Anwaltskanzleien sowie ein Sprecher der Band antworteten auf Anfragen zu den Ermittlungen bisher nicht.

Kurz nach Beginn von Rammsteins laufender Europa-Tournee waren von mehreren Frauen Vorwürfe gegen Lindemann erhoben worden. Sie berichteten von einem angeblichen System, das vornehmlich dazu diene, dem Frontmann der Band junge Frauen zuzuführen. Dabei sei es auch zu sexuellen Handlungen gekommen, die Frauen als gewaltvoll und übergriffig beschrieben. Die Süddeutsche Zeitung und der NDR hatten darüber berichtet.

Lindemann hatte über eine Anwaltskanzlei die insbesondere in sozialen Netzwerken "von diversen Frauen" erhobenen Vorwürfe, dass Frauen bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.-o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden seien, um dem Sänger zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können, als "ausnahmslos unwahr" zurückweisen lassen. Man werde umgehend rechtliche Schritte gegen die einzelnen Personen einleiten.

In einer auf Instagram veröffentlichten Stellungnahme von Rammstein hieß es zuvor: "Durch die Veröffentlichungen der letzten Tage sind in der Öffentlichkeit und vor allem bei unseren Fans Irritationen und Fragen entstanden. Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst."

Keine Aftershowpartys auf Berlins landeseigenen Liegenschaften

Im Juli sind drei Konzerte der Band im Berliner Olympiastadion terminiert. Angesichts der Vorwürfe gegen Lindemann hat Berlins Innensenatorin bekräftigt, dass es in den Liegenschaften des Landes keine Aftershowpartys der Band geben wird. "Die Vorwürfe wiegen so schwer, dass ich dem Schutz und der Sicherheit der Frauen absoluten Vorrang gegeben habe und die Mietverträge, die angestanden hätten für die Aftershowpartys, unterbunden habe", sagte Iris Spranger (SPD) am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses.

Spranger sagte auf Nachfrage: "Die Mietverträge für die Partys sind nicht beschlossen, das habe ich unterbunden. Die Konzerte kann ich als solches nicht verbieten, das steht nicht in meiner Hoheit." Sie fügte hinzu, natürlich gelte im Rechtsstaat die Unschuldsvermutung, aber der Staat habe auch die Verpflichtung, Gefahren abzuwehren. Dazu, wann genau sie bei geplanten Verträgen interveniert habe oder wie viele Anfragen es überhaupt gab, machte Spranger keine genaueren Angaben. Bereits Anfang Juni hatte sie auf Twitter mitgeteilt, keine Partys zulassen zu wollen.

Bei den sogenannten Liegenschaften handelt es sich nach Angaben aus der Verwaltung um zwei Flächen nahe dem Olympiastadion, in dem das Konzert im Juli stattfindet. Und zwar um Bereiche auf den Geländen von Olympiapark und Olympiabad.

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