Radebeul:Bernig verzichtet

Der rechte Autor Jörg Bernig wird doch nicht Kulturamtsleiter.

Der Schriftsteller Jörg Bernig hat seine Kandidatur für das Amt des Kulturamtsleiters von Radebeul zurückgezogen. In einer ersten Abstimmung hatte der Stadtrat Bernig am 20. Mai gewählt. Daraufhin legte der Bürgermeister von Radebeul, Bert Wendsche, ein Veto ein. Jetzt erklärte Bernig, wenn er sich ein weiteres Mal zur Wahl stellte, hieße das, "ideologische Handlungsweisen als Teil der Normalität anzuerkennen und zu rechtfertigen". Zuvor hatte er unter anderem die Aufnahme von Geflüchteten als "Umbau des Volkes" bezeichnet, eine völkische, antisemitische Trope des französischen Autors Renaud Camus, die auf der Vorstellung beruht, eine globale Elite arbeite im Geheimen an der Auslöschung der weißen Rasse. Seine Bücher erscheinen unter anderem im Verlag des erklärten Antidemokraten Götz Kubitschek. Deshalb ist es nicht ganz ohne Ironie, dass Bernig nun behauptet, die Auseinandersetzung um seine Berufung sei eine Menetekel "der Verhinderung von Vielfalt." Als Kulturamtsleiter wäre er Ansprechpartner für das Karl-May-Fest gewesen und hätte über Förderanträge mitentscheiden dürfen. In der Kulturszene der Stadt war seine Wahl auf erheblichen Widerstand gestoßen. Vier Kunstpreisträger der Stadt Radebeul kündigten an, ihre Preise zurückzugeben, sollte Bernig das Amt antreten. In einem offenen Brief hatten Künstlerinnen und Künstler aus Radebeul "Entsetzen und Unverständnis" über die Wahl zum Ausdruck gebracht. In dem Brief wurde Bernig als Autor beschrieben, "dessen islamkritische Äußerungen Menschen pauschal verurteilen und der Wut und Hass in der Bevölkerung schürt." Unterstützung erhielt Bernig unter anderem von Uwe Tellkamp.

© SZ vom 12.06.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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