Radar:Die zwei Venezianer

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Bei den Londoner Altmeister-Auktionen macht sich - trotz schöner Werke von Tizian und Goya - der zunehmend schwindende Nachschub bemerkbar. Ruef versteigt Werke aus der Sammlung von Betty Böck.

Von Dorothea Baumer

Die Londoner Altmeister-Auktionen beenden die Saison nicht übermäßig schwungvoll. Es fehlt merklich an Nachschub. So geht die schmale Offerte von Sotheby's am 7. Dezember mit einem signierten, in der Werkstatt Tizians entstandenen Doppelporträt an den Start Das vermutlich im Auftrag Benedetto Pesaros entstandene Gemälde zeigt wohl zwei Knaben der mächtigen venezianischen Familie. Das um 1540 datierte Werk ist mit bis zu 1,5 Millionen Pfund angesetzt. Mindestens zwei Millionen werden für eine "Heimkehr von der Kirmes" des jüngeren Pieter Brueghel erwartet. Bemerkenswert unter den frühen Italienern ist eine aus der Sammlung Franz von Lenbachs stammende, 1441 entstandene "Geißelung Christi" des Meisters von Osservanza, der heute mit dem Sienesen Sano di Pietro identifiziert wird (400 000).

Christie's zeigt sich am nächsten Tag besser ausgestattet. Hier zählt ein schmales Hochformat aus der Hand von Francisco de Goya zu den Toplosen. Das einst als Tapisserie-Entwurf für den königlichen Palast geschaffene Werk ist Teil eines Jahreszeiten-Zyklus, zeigt eine Mutter mit zwei Knaben am Brunnen und ist mit mindestens vier Millionen Pfund geschätzt. Ein Stück deutscher Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts berührt eine Vedute Bernardo Bellottos. Sie wurde bei einem längeren Aufenthalt des Künstlers am Dresdener Hof für August III. gemalt und wirft einen Blick in den Innenhof der Festung Königstein (zwei Millionen Pfund). Ein großformatiger "Hl. Joseph mit Christusknaben" des Spaniers Bartolomé Esteban Murillo liegt bei drei Millionen.

Alte Kunst steht auch bei Ruef in München auf dem Programm. Bei der Auktion am 8. Dezember dürfte insbesondere die Sammlung Betty Böck Sammlerinteressen wecken. Sie bietet, neben attraktiven Schnitzwerken süddeutscher Rokoko-Bildhauer wie Ignaz Günther oder Lorenz Luidl, eine spätgotische Heilige Familie aus der Werkstatt Tilman Riemenschneiders (Limit 25 000 Euro). Darüber hinaus werden feine Gemälde angeboten, darunter eine Madonna mit Kind von einem Dürer-Zeitgenossen (3500), sowie Möbel, Silber- und Steinbockhornarbeiten und Schmuck.

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