Süddeutsche Zeitung

Radar:Die Humpen hoch!

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Neumeister versteigert die Privatsammlung des Firmengründers. Im Wiener Dorotheum steht eine herausragende Madonna im Rampenlicht, der eine große stilistische Verwandtschaft zu Raffael zugeschrieben wird.

Von D.B.

Rudolf Neumeister (1925 - 2017), Gründer des gleichnamigen Auktionshauses, war eine prägende Figur im Münchner Kunsthandel. Dass er den Handel mit Leidenschaft betrieb, weiß man. Wie gern er sich selbst mit den Dingen umgab, die professionell durch seine Hände gingen, zeigt ein Blick in seine private Kunstsammlung, die jetzt in einer dreitägigen Auktionsserie vom 22. bis 24. Oktober versteigert wird. Rund 800 Objekte werden aufgerufen, denen seine persönliche Vorliebe galt: Kunsthandwerk in erster Linie, vor allem Fayencen und Silber, herausragenden Skulpturen und Malerei des 19. Jahrhunderts. Beim Steinzeug ist ein 1662 datierter Creußener Apostelkrug auf 3800 Euro taxiert, beim Augsburger Silber ein vergoldeter barocker Humpen mit Diamantbuckeldekor auf 5000 Euro Glanzstücke unter den Skulpturen sind eine spätgotische Beweinungsgruppe des Südtirolers Hans Klocker (120 000) und eine um 1710/15 datierte, äußerst anmutige Statuette der "Flora" des Dresdner Hofbildhauers Balthasar Permoser (150 000). Alpenländisches Genre repräsentiert Heinrich Bürkels "Rückkehr von der Bärenjagd" (30 000). Zu den wenigen Schritten in die Moderne zählt ein Wannseegartenbild von Max Liebermann (200 000).

Ein herausragend schönes, bislang unbekanntes Madonnenbild der Zeit um 1504 steht als Starlos im Dorotheum im Mittelpunkt der Altmeisterofferte am 22. Oktober Der Komposition wird nicht weniger als eine "bemerkenswerte stilistische Verwandtschaft" mit Werken des jungen Raffael aus dessen umbrischer Zeit attestiert, besonders mit der "Madonna von Northbrook" und der "Cowper-Madonna". Das Wiener Haus behauptet zwar nicht die Autorschaft des großen Renaissancekünstlers, stellt sie als Möglichkeit aber dennoch in den Raum. Das aus dem einstigen Besitz der Herzogin von Castiglione-Colonna stammende Gemälde ist mit 300 000 bis 400 000 Euro geschätzt. Man darf gespannt sein, wie der Markt reagiert. Eine teure Rarität, frühe türkische Malerei in westlichem Stil, findet sich im 19. Jahrhundert: das ganzfigurige Porträt einer türkischen Dame von Osman Hamdi Bey (1842 - 1910), angesetzt mit 1,5 Millionen Euro.

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Quelle:
SZ vom 19.10.2019
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