Ein Spot, in dem Adolf Hitler als kleiner Junge von einem Mercedes überfahren wird: Darf Werbung so etwas? Die Jury des Nachwuchsfilmpreises First Steps Award fand den Clip gut. Und so durfte sich Regisseur Tobias Haase, Absolvent der Filmakademie Ludwigsburg, am Montagabend in Berlin die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung für den besten Werbefilm abholen.
Normalerweise geht es bei dem renommierten Preis, der von der Deutschen Filmakademie ausgerichtet wird, mehr um die nominierten Spielfilme. Dieses Mal waren etwa Helmut Dietls Sohn David ( "König von Deutschland") und Frauke Finsterwalder ( "Finsterworld") unter den Kandidaten. Aber der an die Grenzen gehende Werbespot von Tobias Haase war schon vorab im Internet ein Hingucker.
Studenten der Filmakademie Baden-Württemberg hatten einen Fake-Werbespot mit einem Mercedes gedreht - und damit den Unmut des Autobauers auf sich gezogen. In dem Video erkennt das Auto dank seines Fahrerassistenzsystems Gefahren, schon "bevor sie entstehen" - und tötet deshalb getreu dem Slogan den jungen Adolf Hitler.
Die Macher mussten auf Wunsch des Autobauers nach eigenen Angaben nachträglich Hinweise einfügen. Nun ist während des gesamten Videos der Schriftzug: "Unautorisierter Spot. Keine Verbindung mit Mercedes-Benz/Daimler AG" zu sehen.
Mercedes-Benz distanziere sich zudem ausdrücklich vom Inhalt des Spots, erklärte Daimler auf dpa-Anfrage. "Wir sind der Überzeugung, dass es unangemessen ist, den Tod eines Menschen beziehungsweise eines Kindes sowie Inhalte mit einem Bezug zum Nationalsozialismus in einem Werbespot zu verwenden". Dass es sich dabei um eine fiktive Werbung handle, sei unerheblich.
Als er bei der First-Steps-Verleihung auf der großen Leinwand lief, kam er dennoch beim Publikum an. Im Netz löste der Clip gemischte Reaktionen aus: Manche bezeichnen ihn als "nicht witzig" und "deutliche Kaltschnäuzigkeit". Andere loben den Film als "geniales Stück" oder als "super Ansatz".
Die Jury stärkte Haase den Rücken, er bleibe seinen Idealen treu. "Solche Ideen-Verfechter braucht die Kreativbranche." Als Zuschauer werde man durch den Spot förmlich gezwungen, sich eine Meinung zu bilden. Noch nie habe die Jury so kontrovers diskutiert.
Ironischerweise unterstützt Mercedes-Benz den Nachwuchspreis.