Süddeutsche Zeitung

Programmvorschau:Der frische Blick

In der neuen Saison wird es am Volkstheater viel Raum für die Arbeiten junger Künstlerinnen und Künstler geben. Spannend wird die Inszenierung eines neuen Textes von Stefanie Sargnagel

Von Christiane Lutz

Dass es auch Bauprojekte gibt, die dem Zeitplan voraus sind, mag man kaum glauben. Der Bau des neuen Volkstheaters aber, sagt der zum ersten Mal in seiner neuen Funktion als Kulturreferent begrüßende Anton Biebl, laufe tatsächlich planmäßig. Es steht der Eröffnung im Herbst 2021 also nichts im Weg. Auch Intendant Christian Stückl wird dabei sein, dessen Vertrag kürzlich bis 2025 verlängert wurde. Vorerst aber, sagt Stückl, gilt es noch zwei Jahre im Haus in der Brienner Straße zu bestreiten.

Von alles überlagernden SpielzeitMottos halte er wenig, er wolle einfach "wichtige Themen" auf der Bühne sehen und einen möglichst diversen, bunten Spielplan anbieten. Er und Hausregisseur Abdullah Karaca inszenieren kommende Spielzeit jeweils nur ein Stück. Stückl den "Kaufmann von Venedig" (27. Oktober), Karaca "Der haarige Affe" (28. November). Grund sind die 2020 anstehenden Passionsspiele in Oberammergau, für die die beiden mehr als ausgelastet sein dürften.

So bleibt, und das ist ja auch Teil der Volkstheater-DNA, mehr Platz für junge Regisseurinnen und Regisseure. Die sollen sich am Volkstheater austoben. Den Anfang mach Lucia Bihler mit dem Ibsen-Klassiker "Hedda Gabler" (27. September). Bihler war beim letzten "Radikal jung" zu Gast, mit einer Adaption von Robert Menasses "Die Hauptstadt", die zwar Addams-Family-artig gut aussah, aber sonst eher wenig überzeugte. Ebenfalls von "Radikal jung" gepflückt ist der Münchner Regisseur Philipp Moschitz, der "Yvonne, die Burgunderprinzessin" inszeniert (Mai 2020), was bei seinem Händchen für die Farce unterhaltsam werden könnte. Auch Sapir Heller inszeniert wieder, 2020 macht sie George Orwells "Animal Farm". Besonders angetan hat es Christian Stückl der Roman "Wer hat meinen Vater umgebracht", des gehypten französischen Jungautoren Edouard Louis. Louis schildert darin seine Homosexualität aus der Perspektive seines Vaters und warum er diese nicht akzeptieren konnte. Christian Stückl hätte den Stoff selbst inszeniert, hätte es nicht Philipp Arnold angeboten.

Spannend dürfte auch "Am Wiesnrand" werden, eine Uraufführung der österreichischen Autorin Stefanie Sargnagel, die über eine scharfe Beobachtungsgabe verfügt. Sie wird dafür auf dem Oktoberfest recherchieren, den daraus entstehenden Text bringt Christina Tscharyiski auf die Bühne.

Konzerte, Lesungen und der Zündfunk Netzkongress sind außerdem geplant. Eine schlechte Nachricht gibt es dann doch: Chefdramaturg Kilian Engels, der "Radikal jung" maßgeblich prägte, hat das Volkstheater verlassen. Wo er künftig arbeiten wird, ist noch nicht bekannt.

Volkstheater Saison 2019/2020, erste Premiere "Hedda Gabler" am Fr., 27. Sep., Infos zum Spielplan unter muenchner-volkstheater.de

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Quelle:
SZ vom 13.09.2019
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