Produzent Tom Cruise:Superstar auf neuer Mission

Der Hollywood-Schauspieler hatte in letzter Zeit viel Ärger - nun will er mit eigenem und fremdem Geld als Produzent kleiner, ambitionierter Filme wieder Erfolge feiern.

Fritz Göttler

Tom Cruise ist das Stehaufmännchen des Jahres. Im Sommer schien er noch schwer angeschlagen zu sein, als das Paramount Studio ihn abservierte.

Tom Cruise, AP

Tom Cruise hofft, mit selbst produzierten Filmen an seine Blockbuster-Erfolge anknüpfen zu können.

(Foto: Foto: AP)

Der lukrative Vertrag mit dem Schauspieler, der dem Studio die Blockbuster des Stars sichern sollte und ein gewisses Mitspracherecht bei Stoffwahl, Drehbuch, Besetzung und Regie vorsah, wurde nicht verlängert.

Geschäftsschädigendes Verhalten warfen die Verantwortlichen der Paramount Cruise vor, der sich zwar mit seinem letzten Film, Mission Impossible 3, achtbar geschlagen hatte, aber durch lächerliche öffentliche Auftritte und seine umstrittene Zugehörigkeit zur Scientology-Sekte sein Publikum verwirrt und das Studio um Millioneneinnahmen gebracht hatte.

Eigene Produktionsfirma seit 1993

Mit seiner Partnerin und Ex-Filmagentin Paula Wagner hatte Cruise 1993 die Firma Wagner/Cruise Productions gegründet, um in finanziellen Verhandlungen möglichst eigenständig auftreten zu können - aber auch, um Projekte zu realisieren, die ihm am Herzen lagen.

Unter anderem hat er "The Others" produziert, einen Geisterfilm mit seiner Ex-Frau Nicole Kidman, oder "Elizabethtown", einen schönen, stillen Film über die Rückkehr in die eigene Jugend - Filme, die ganz im Gegensatz stehen zu den lauten, rasanten Action-Filmen, mit denen Cruise seine Fans verwöhnt. Es waren jedoch Filme, die ihr Publikum nicht fanden.

Auch Douglas, Eastwood und Gibson finanzieren Filme selbst

Dass Stars sich gern künstlerisch engagieren, hat eine große Tradition in Hollywood. Kirk Douglas beteiligte sich seit den fünfziger Jahren mit seiner Bryna Company an der Produktion von Filmen, so unter anderem am Spartacus. Sein Sohn Michael hat dann in den Siebzigern den Oscar-Erfolg "Einer flog über das Kuckucksnest" finanziert.

Seit den Siebzigern produziert auch Clint Eastwood mit seiner Malpaso alle Filme, bei denen er selbst Regie führt, und schafft sich durch eine kluge Projektpolitik - den Wechsel zwischen soliden Erfolgsfilmen wie "Dirty Harry" und riskanten, kleinen Produktionen wie dem Oscar-Erfolg "Million Dollar Baby" - die nötige Freiheit gegenüber seinem Studio Warner Bros.

Auch Mel Gibson finanziert seine wilden Filme inzwischen selbst, nachdem kein Studio ihm Geld geben wollte für "Passion of the Christ". Der entwickelte sich dann zum Riesenerfolg.

Superstar auf neuer Mission

Was Souveränität und Gelassenheit angeht, kann Tom Cruise sicher nicht mithalten mit diesen Veteranen. Dennoch hat er es geschafft, seine Geschäfte zu ordnen.

Das gelang über die Beschaffung von studiounabhängigem Geld, das eine Investmentfirma bereitstellte. Kurz darauf verkündete Cruise, er wolle als Anteilseigner das renommierte Studio United Artists neu beleben - jenes Edelstudio, das seinerzeit von den Megastars der Stummfilmzeit gegründet worden war, von Charles Chaplin etwa und Douglas Fairbanks. In den achtziger Jahren hatte Cruise seinen Erfolgsfilm "Rainman" für dieses Studio gedreht.

Mit diesem letztlich traditionsbewussten und ambitionierten Deal kann Cruise nun elegant seine verschiedenen Interessen verfolgen. Er steht als Superstar den großen Studios weiter zur Verfügung, kann sich aber auch als Produzent durch kleine, ambitionierte Produktionen profilieren, für die sich immer mehr finanzkräftige Investmentfirmen auch außerhalb Hollywoods interessieren.

Verschiebung der Kräfte in Hollywood

Denn die Dezentralisierung des Produktionsbetriebs schreitet rapide voran; sie hat auch die großen Studios erreicht. Der Markt wird immer unübersichtlicher und unwägbarer, im Wochenrhythmus jagen sich große, teure Filme, auch die Marketingkosten steigen von Jahr zu Jahr, und die Attraktivität neuer Medien, von Internet und Spielen, ist beim jugendlichen Publikum groß.

Der drastische Rausschmiss von Tom Cruise hat also innerhalb weniger Wochen zu Verschiebung der Kräfte in Hollywood geführt, und auf beinahe magische Weise könnte der Megastar Cruise am Ende den Independent-Produktionen im US-Kino noch einen kräftigen Schub bescheren.

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