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Quelle: dapd
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Physisch, direkt und präzise: Sein narbiges Pokerface war der Anker in dem Welterfolg "Das Boot". An diesem Freitag wird der Charakterdarsteller Jürgen Prochnow siebzig.
"Mein Leben ist wie leise See ..." Ein Rilke-Gedicht, vorgetragen von Jürgen Prochnow mit schwingendem, verhaltenem Pathos, das der Rilke-Melancholie doch festen Klang verleiht. Bei ihm, der diesen Freitag seinen 70. Geburtstag feiert, denkt man erst einmal nicht an "leise See", sondern an ein mächtig aufgewühltes Meer, an U-Boot-Enge und Krieg, Torpedos und Panik - Wolfgang Petersens "Das Boot" (1981), der Film, der ihn weltberühmt gemacht hat.
Text: Rainer Gansera/SZ vom 10.6.2011
Quelle: dpa
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Prochnow als Kapitänleutnant Lehmann-Willenbrock war der ruhende Pol, sein narbiges Pokerface wird in emblematischen Großaufnahmen zum Anker des Geschehens. Die Andeutung eines Lächelns nur nach der glücklich überstandenen Attacke eines britischen Zerstörers. Klar gegliederte, minimalistische Mimik, keinerlei Psychologisieren oder Theatralisieren, ein Darsteller, wie man ihn ganz selten hier findet: physisch direkt und präzise wie Clint Eastwood.
Quelle: dapd
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Geboren in Berlin, aufgewachsen in Düsseldorf , er absolviert erst eine Banklehre, aber die Schauspielerei wird ihm Zuflucht und Passion. Zuerst auf dem Theater, unter anderem bei Zadek in Bochum, dann, entdeckt von Petersen, als einer der markantesten Darsteller des Jungen Deutschen Kinos. Es scheint, als wäre ihm sein Stil immer schon fertig verfügbar gewesen: so souverän formt er den Titelhelden in Reinhard Hauffs "Die Verrohung des Franz Blum" (1974).
Quelle: dpa
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Beinahe schade, dass "Das Boot" in den USA so erfolgreich war und Prochnow gleich nach Hollywood katapultierte, er hätte hierzulande - nur zum Beispiel - ein starker TV-Kommissar werden können, ohne alles Spießertum, auch ohne das Anbiedernde der Schimanski-Hemdsärmeligkeit, mit einer Spannung aus tough-guy-Härte und Romantik.
Jürgen Prochnow mit seiner Freundin Birgit Stein im Februar 2009 in Berlin.
Quelle: lks
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In "Der Bulle und das Mädchen" (1984) hat Peter Keglevic die Konturen dafür vorgezeichnet. In Hollywood wird er Bösewicht-Experte in allen Genre-Varianten, neben der supercoolen Brigitte Nielsen ("Beverly Hills Cop II") oder als Widersacher Robin Hoods ("1991"). In Minghellas "Der englische Patient" pfeift er als sadistischer Major auf die Genfer Konvention und lässt seinem Folteropfer die Daumen abschneiden.
Doch da ist auch eine romantische Seite, unvergessen die Zärtlichkeit seiner Liebesszenen in Petersens Homosexuellen-Drama "Die Konsequenz" oder in Schlöndorffs "Die verlorene Ehre der Katharina Blum". Immer häufiger verlässt Jürgen Prochnow seinen Wohnsitz in L.A., um sich in Deutschland in TV-Spielen, auf der Bühne, bei Rezitationen zu zeigen. Wenn er Rilke vorträgt, verschwindet die Bösewicht-Aura, wird das "Leben wie leise See ... wie eine Welle im Morgenmeer."
München statt L.A.: Jürgen Prochnow löst seine Wettschuld bei "Wetten dass.." ein und führt Besuchergruppe durchs U-Boot bei der Bavaria-Film Tour.