Premiere von "Fifty Shades of Grey":Christian Grey macht auf scheues Reh

"Jamiiiiiiie"-Rufe hallen am roten Teppich in Berlin durch die Nacht. Und dann: ein schüchterner Hipster mit Bart. Die Wahrheit über Hauptdarsteller Jamie Dornan, gebriefte Baumarkt-Mitarbeiter und was sie sonst noch über die Premiere des SM-Streifens wissen müssen.

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65. Berlinale - Fifty Shades of Grey - Premiere

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Alle Welt - oder zumindest ein erschreckend großer Anteil - blickt auf diese beiden Schauspieler: Dakota Johnson und Jamie Dornan, ab Donnerstag in dem Pseudo-SM-Streifen "Fifty Shades of Grey" zu sehen. In Berlin steigt am Mittwochabend im Rahmen der Berlinale die Weltpremiere.

Und der Wahnsinn brach sich nicht nur bei den Fans, sondern auch in der ein oder anderen Redaktion bahn. Die Morning-Show eines Privatfernsehsenders ließ es sich am Mittwochmorgen nicht nehmen, das Thema zum Thema zu machen. Wie reagiert wohl der Schlüsseldienst, wenn er statt eines Türschlosses Handschellen knacken muss?, fragte sich die Redaktion des Sat.1-Frühstückfernsehens. Und probierte es einfach mal aus. Weil bei so einem Beitrag eh schon alles egal ist, durfte dann auch kein Klischee fehlen: Frau in schwarzem Satinhängerchen ans Bett gekettet - schöner kann man Sexismus kaum inszenieren. Einzig die bemitleidenswerten Schlüsseldienstmitarbeiter wussten all das nicht wirklich zu schätzen, sondern waren einfach peinlich berührt.

Vom roten Teppich in Berlin berichtet Verena Mayer

65. Berlinale –- Premiere von 'Fifty Shades of Grey' in Berlin

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Einige Fans warteten schon seit dem Nachmittag auf die heiß ersehnte Premiere des Films, hauptsächlich junge Frauen. Sie haben sich in Handtücher oder Decken gehüllt, viele haben das Buch dabei oder rote Rosen, und alle wollen sie ein Selfie mit dem Hauptdarsteller des Films, dem Schauspieler Jamie Dornan.

'Fifty Shades of Grey' Premiere - 65th Berlinale International Film Festival

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Als er endlich kommt, werden die kreischenden "Jamiiiiiiie"-Rufe so laut, dass man gerne Ohrenstöpsel hätte. Allerdings hat Dornan nicht besonders viel von dem selbstbewussten Christian Grey, der im Film Studentin Anastasia seinen Willen und seine sadistischen Fantasien aufzwingen will. Dornan, mit Hipster-Vollbart und blauer Fliege, läuft wie ein scheues Reh über den Roten Teppich und muss immer wieder von Berlinale-Direktor Dieter Kosslick den richtigen Weg gezeigt bekommen.

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Anders Dakota Johnson. Die junge Schauspielerin, Tochter von Don Johnson und Melanie Griffith, spielt im Film die schüchterne und etwas neben der Spur stehende Anastasia, die sich in den Charme und Reichtum des Firmenbosses Christian Grey verliebt. In Berlin auf dem roten Teppich steht sie in einer schwarzen, weit ausgeschnittenen Dior-Robe da, als wäre sie diejenige, die alles dominiert. Sie gibt Autogramme, guckt auf die kreischenden und jubelnden jungen Frauen und sagt: "Es ist unglaublich."

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Die Autorin E L James ist ebenfalls nach Berlin gekommen. Sie wirkt sehr entspannt, als sie in ihrer schwarzen Robe den Roten Teppich abschreitet. Mit dem Film sei sie zufrieden, sagt sie, mit ihrem Erfolg sowieso. Eine Helikopter wie Christian Grey habe sie sich zwar noch nicht zugelegt. "Aber ich werde mich jetzt mit einem großen Cocktail in die Sonne legen."

Director Taylor-Johnson arrives for screening at 65th Berlinale International Film Festival in Berlin

Quelle: REUTERS

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Nicht weniger selbstbewusst wirkt die Regisseurin des Films, Sam Taylor-Johnson, die den Film nach dem Erfolgsroman von EL James adaptiert hat. Sie habe solche Reaktionen "erhofft, aber nicht erwartet", sagt sie, während rundherum die Frauen und Mädchen kreischen. Wie man Medien entnehmen konnte, soll die Zusammenarbeit mit der Autorin nicht ganz einfach gewesen sein. EL James, deren Buch sich weltweit mehr als hundert Millionen mal verkaufte, soll sich in der Produktion ähnlich viele Rechte gesichert haben wie Christian Grey in dem Vertrag mit Anastasia, in dem er Unterwerfung und Dominanz in ihrer Beziehung regeln will. Immer wieder soll sie sich eingemischt haben, vor allem beim Ende, das in der Verfilmung die Beziehung zwischen Anastasia und Christian in der Schwebe belässt.

Musician Michael Stipe arrives for screening at 65th Berlinale International Film Festival in Berlin

Quelle: REUTERS

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Sogar Weltklasse-Musiker, wie Michael Stipe kommen zur Premiere. Ob er den Schinken wohl auch gelesen hat? Fakt ist zumindest (abseits aller Diskussionen um die literarische Qualität der SM-Romane): Im Bücherregal wollen viele Leute "Shades of Grey" nicht stehen haben. In Großbritannien wurden die Bücher millionenfach an Oxfam und Co. gespendet. Dort wusste man offenkundig auch nicht so recht, wohin mit den Werken und führte sie dem Abfall zu. Doch "Shades of Grey" erwies sich als unzerstörbar: Eine Mülldeponie stellte fest, dass die Bücher aufgrund einer bestimmten Kleberverarbeitung nicht verbrannt werden dürfen.

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Kecker Blick, Frau Tezel! Ob die Schauspielerin und Tatort-Kommisarin Aylin Tezel sich von dem Streifen inspirieren lässt, wissen wir nicht. Eine Baumarktkette in Großbritannien traut das allerdings seinen Kunden zu. Die Kette B&Q soll ihre Mitarbeiter im Vorfeld der Weltpremiere von Shades of Grey gebrieft haben. In einem Memo legt die Fimenleitung ihren Beratern angeblich nahe, sich doch mit dem Inhalt der Bücher auseinanderzusetzen, um angemessen auf "sensible" Kundenfragen reagieren zu können. Sogar eine eigene Bibliothek mit der Erotik-Trilogie will B&Q zu diesem Zweck angelegt haben. Außerdem habe man zusätzliche Vorräte an Kabelbindern, Seil und Klebeband angelegt.

Hinter dem Hype stecken nicht zuletzt wirtschaftliche Interessen: In Deutschland wurden bislang neun Millionen Exemplare der drei Bände verkauft; weltweit sollen es mehr als 100 Millionen sein. Die Autorin E.L. James spielt damit in einer Liga mit Joanne K. Rowling, der Erfinder der Harry-Potter-Welt. Klar, dass da auch ein britischer Baumarkt gute Umsätze wittert.

© Süddeutsche.de/dayk
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