Liebesbriefe schreibt man selten fürs Millionenpublikum. "Es gibt eine Stelle, auf die würde ich dich jetzt gern küssen, eine sonderbare Stelle, Nora. Nicht auf die Lippen, Nora." James Joyce schickte solche und andere Sätze an seine Partnerin und spätere Frau Nora Barnacle. Es ist die Art von privatem Liebesgeflüster, das man mit verdeckender Hand, heimlich, flüchtig auf Papier kritzelt. Ohne Gedanken an eine Leserschaft, die sich in ein paar Jahrzehnten brennend für jeden Tintenstrich interessiert, den man in seinem Leben gezogen hat. Im Fall des irischen Schriftstellers brachte ein besonders obszöner Brief an seine "wildäugige Hure" für das Auktionshaus Sotheby's bei einer Versteigerung im Jahr 2004 aber umgerechnet 361 000 Euro ein.
Posthume Veröffentlichungen:Was mit ins Grab soll
Verworfene Alben, Demos, peinliche Tagebucheinträge: In Literatur, Kunst und Musik boomt der Handel mit unveröffentlichtem Material. Lana Del Rey und Anderson Paak versuchen sich jetzt schon dagegen abzusichern. Kann das funktionieren?
Von Marlene Knobloch
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