Portrait:Der Antreiber

Portrait: Hasso Plattner hat in seiner Wahlheimat Potsdam viel investiert: Der 73-Jährige unterstützte den Wiederaufbau des Stadtschlosses und finanzierte über die Hasso-Plattner-Stiftung den Neubau des einstigen Palais Barberini.

Hasso Plattner hat in seiner Wahlheimat Potsdam viel investiert: Der 73-Jährige unterstützte den Wiederaufbau des Stadtschlosses und finanzierte über die Hasso-Plattner-Stiftung den Neubau des einstigen Palais Barberini.

(Foto: Scheible/SAP)

SAP-Mitgründer Hasso Plattner gilt als erfolgsorientiert. Damit hat er das Unternehmen weit gebracht - und er ist auch ein bedeutender Förderer der Kultur.

Von Dagmar Deckstein

Was die vorläufige Lebensbilanz des Hasso Plattner angeht, der am 21. Januar seinen 73. Geburtstag feiert, so kann die sich sehen lassen. Hasso Plattner kann es in Sachen Innovationsfreude, Unternehmergeist und Provokationslust locker mit vielen halb so alten Menschen aufnehmen. Wenn ihm also der Vorstand des von ihm einst mitgegründeten Walldorfer Softwarekonzerns SAP ein Geburtstagsständchen in Zahlen statt in Noten präsentiert, dann darf sich der heutige SAP-Aufsichtsratschef Plattner durchaus als Mit-Komponisten betrachten.

Etwa durch seinen entscheidenden Anstoß, SAP solle sich im Cloud- und App-Zeitalter auf eine ganz neue, ultraschnelle Business-Software Hana (High Performance Analytic Appliance) als Geschäftsmodell der Zukunft kaprizieren. Allen anfänglichen Unkenrufen aus der Walldorfer Firmenzentrale zum Trotz reüssiert diese Software immer besser auf dem Markt. Nicht nur, aber auch deswegen ist Plattner schon vor Jahren der Stoßseufzer entwichen: "Manchmal will ich die Walldorfer Entwickler packen und schütteln und anschreien: Bewegt euch schneller!"

Plattner hat noch nie ein Blatt vor den Mund genommen, wenn ihn etwas stört. Mal wettert er gegen das deutsche Steuersystem. Mal gibt er die Losung aus, SAP solle zur "Happy Company" à la Google mutieren. Nicht von ungefähr beschreibt ihn sein Gründer-Kollege Dietmar Hopp als "extrem fokussiert und erfolgsorientiert" - aber auch als jemanden, der mit einer "gewissen Ungeduld" ausgestattet sei.

Schneller bewegt als viele andere hat sich Hasso Plattner immer schon. Der gebürtige Berliner studierte Nachrichtentechnik an der Universität Karlsruhe, 1968 verdingte sich der junge Diplom-Ingenieur bei IBM Deutschland als Programmentwickler. Schon vier Jahre später treibt ihn und seine vier IBM-Kollegen Dietmar Hopp, Klaus Tschira, Werner Hector und Claus Wellenreuther der Gedanke um, dass Unternehmenssoftware sich standardisieren lasse. Also gründeten die fünf im April 1972 in Mannheim das Software-Unternehmen Systemanalyse und Programmentwicklung, das sie fünf erfolgreiche Jahre später in Systeme, Anwendungen, Produkte in der Datenverarbeitung kurz: SAP umbenannten. Das waren die Anfänge einer einmaligen, inzwischen legendären Erfolgsgeschichte, hat sich doch die SAP, die 1988 an die Börse gebracht wurde, von einer kleinen nordbadischen Software-Schmiede zum Weltmarktführer für Unternehmenssoftware entwickelt. Lange Jahre hatte Plattner SAP allein, später zusammen mit Dietmar Hopp geführt. Im Mai 2003 schließlich zog er sich in den Aufsichtsrat zurück. Aber, das sagt Mitgründer Dietmar Hopp: "Seine große Begabung, Trends vorherzusehen, bringt er nach wie vor mit Gewinn in die SAP ein."

Betonung auf: mit Gewinn. Das Unternehmen, von dem Plattner bis heute zehn Prozent Anteil hält, hat die Gründer reich gemacht. Erst unlängst schätzte das US-Wirtschaftsmagazin Forbes Plattners Vermögen auf etwa zehn Milliarden Euro. Aber was soll einer mit so viel Geld, wenn nicht auch nützlich und gesellschaftlich gewinnbringend anlegen? Genau so macht das Hasso Plattner seit vielen Jahren. Inzwischen gilt er als einer der bedeutendsten privaten Wissenschaftsförderer Deutschlands. 1998 gründete er das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik an der Universität Potsdam, deren Gesellschafter die gemeinnützige Hasso-Plattner-Stiftung für Softwaresystemtechnik ist. Plattner verpflichtete sich, der Stiftung 20 Jahre lang mehr als 50 Millionen Euro aus seinem Privatvermögen zur Verfügung zu stellen. Inzwischen hat sich das finanzielle Engagement Plattners für das HPI vervierfacht.

Auch in Potsdams neuer Mitte engagiert er sich: Plattner bezahlte nicht nur die neue historische Fassade und das Kupferdach des Landtagsschlosses mit 21,6 Millionen Euro, er stiftete am Alten Markt eben auch das Kunstmuseum Barberini. Neben anderen Engagements ist Plattner auch bei der philanthropischen Kampagne "The Giving Pledge" des reichsten Mannes der Welt, Microsoft-Gründer Bill Gates, mit an Bord: Reiche versprechen da, einen großen Teil ihres Vermögens für Gemeinwohl-Projekte zu spenden. Die ganz große Leidenschaft des passionierten Hochsee-Seglers und halbprofessionellen E-Gitarristen Hasso Plattner gehört aber nach wie vor SAP. Auch wenn er behauptet, "ich bin kein Über-Chef", ist er das aber doch nach wie vor ein bisschen. Hat er sich doch noch 2014 in einem Interview einmal selbst als "guten Diktator" bezeichnet: "Ja, ich berate mit Leidenschaft und Überzeugung. Aber ich mache auch nicht mehr als der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch." Ausgerechnet dieser Vergleich käme Plattner heute, im Jahr zwei nach dem VW-Abgasskandal und dem unrühmlichen Rückzug Piëchs aus dem VW-Aufsichtsrat, wohl nicht mehr so leicht über die Lippen.

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