Beim Thema Jugendliche in Afrika denken viele gleich an Krise, Armut, Elend. Für Ghana gilt das aber so nicht mehr. Die Republik im Westen Afrikas ist, wie etwa Kenia und Nigeria, im Aufwind - wirtschaftlich, kulturell und gesellschaftlich.
Der dänische Fotograf Ulrik Tofte hat Jugendliche aus Ghana in seiner Serie "The key is not to blink" porträtiert. Zum Teil wirken die Bilder wie arrangiert, als habe Tofte die Jugendlichen vor einen externen Hintergrund montiert. Hat er zwar nicht, aber auf diese Weise wirken die Porträts der Jugendlichen ebenso fokussiert wie sie selbst.
Der Titel "Nur nicht blinzeln" ist nicht nur wörtlich zu verstehen. Wer in Ghana weiterkommen will, darf sein Ziel nicht aus den Augen verlieren. "Man muss sehr konzentriert bleiben, da es so viele Fallstricke gibt, in die man tappen kann", sagt Tofte. Fallstricke wie die immer noch grassierende Arbeitslosigkeit oder Armut. "Wer hier einen Job will, um seine Familie zu unterstützen, braucht viel mehr Glück als in den entwickelten Staaten", sagt Tofte.
Mit seinen Aufnahmen will der Fotograf die Entwicklung in Ghanas Gesellschaft illustrieren. Junge Menschen haben Träume, die sie verwirklichen wollen, konkrete Ziele, die sie verfolgen - und damit auch ihr Heimatland bereichern.
Aber Tofte geht es um mehr. "Ich wollte einen Moment zeigen, in dem man das Individuum erkennt. Eine Art Abwesenheit, in der sie tief in sich selbst zurückgezogen sind und vielleicht etwas für uns enthüllen." Mit Erfolg: Diese Aufnahme wurde im vergangenen Jahr mit dem Lens Culture Portrait Award ausgezeichnet.
Er war überrascht, wie klein der Unterschied zwischen ihnen und Jugendlichen aus dem Westen sei. "Manche waren richtig einfallsreich und hatten großartige Ideen." Manche träumten von einer Zukunft als Unternehmer - eine Vorstellung, die vor fünf bis zehn Jahren dort wegen der geringen Zukunftschancen noch undenkbar gewesen sei. Auch dieser junge Mann in der Autowerkstatt scheint entschlossen - entschlossen, seine Zukunft in die Hand zu nehmen.
Immer mehr von denen, die im Ausland studiert haben, kehren in ihre Heimat zurück. Oft einfach aus Heimweh, nach der Familie, den Bräuchen, der Landschaft. Auf diese Weise entwickelten sie ein neues, selbstbewusstes Verhältnis zur eigenen Herkunft. Auch das deutet sich in Toftes Bildern an.
Tofte hat nicht nur Jugendliche, sondern auch Kinder fotografiert. Diese würden in der westlichen Perspektive oft automatisch als Opfer betrachtet. "Die Kraft, über die sie verfügen, ignorieren wir." Er habe ihre Stärke gesehen. "An der Gesellschaft und Familie teilzuhaben, macht aus ihnen starke Persönlichkeiten."
So selbstbewusst und zielstrebig die Porträtierten scheinen - die rasanten technischen Entwicklungen bergen Fotograf Tofte zufolge auch eine Gefahr: Die Jugendlichen würden ihre ursprüngliche Identität zugunsten ausländischer Popkultur verlieren.
Auf diese Weise illustriert Tofte den Balanceakt junger Ghanaer, ihr kulturelles Erbe zu bewahren und sich gleichzeitig einer modernen Welt zu öffnen. Ein Problem, das nicht nur in Ghana, sondern weltweit zu beobachten ist. Hier allerdings besonders augenfällig scheint.
In seinen Bildern geht es dem Fotografen immer um den sozialen Druck, den eine Gesellschaft auf Einzelne ausübe - und wie diese damit umgehen. In und um die 500 000-Einwohner-Stadt Tamale im Norden Ghanas hat Tofte einige Antworten auf diese Frage gefunden.