Pornographie-Vorwurf gegen Ai Weiwei:Der nackte Staatsfeind

Lesezeit: 1 min

Neue Schikane gegen Ai Weiwei. Nach dem Vorwurf der Steuerhinterziehung wollen die chinesischen Behörden den Künstler und Dissidenten nun auch wegen Pornographie vorladen.

Nun also auch noch Pornographie? Gegen den bekannten chinesischen Künstler und Regierungskritiker Ai Weiwei ermitteln die chinesischen Behörden nach diversen Vorwürfen und Schikanen nun auch wegen unsittlicher Fotos.

Kunst oder Pornographie? Ai Weiwei mit vier Frauen. Nackt. (Foto: REUTERS)

Es geht dabei um Bilder, die Ai Weiwei im Internet veröffentlich hat. Sie zeigen ihn mit vier Frauen. Sittsam sitzend. Aber nackt. Die Behörden bestellten Ai Weiwei zu einer Befragung ein.

Seine Anhänger begannen daraufhin im Internet selbst Nacktfotos zu veröffentlichen, die sie als Babys zeigen oder auch ganz so, wie Gott sie schuf.

In Deutschland erhält Ai derweil ebenfalls Solidaritätsbekundungen. Im Berliner Martin-Gropius-Bau ist eine Solidaritätslesung für den unter Hausarrest stehenden chinesischen Künstler geplant. In Berlin lebende Autoren wie Alain Claude Sulzer und Eva Menasse wollen am 2. Dezember aus den in China verbotenen Blogs des Regimekritikers vorlesen, wie das Museum am Freitag mitteilte.

In Deutschland sind die Texte unter dem Titel Macht Euch keine Illusionen über mich im Berliner Galiani Verlag erschienen. Im Gropius-Bau läuft derzeit eine Ausstellung mit Fotografien von Ai Weiwei aus seiner Zeit in New York von 1983 bis 1993. Der Künstler hatte selbst zu der Schau kommen wollen, steht aber derzeit nach einer 81-tägigen Haft unter strengem Hausarrest.

Ai ist einer der bekanntesten Kritiker der Führung in Peking. Anfang April war er wegen angeblicher Steuervergehen festgenommen und fast drei Monate lang ohne Anklage an einem unbekannten Ort festgehalten worden. Er soll 15 Millionen Yuan (rund 1,7 Millionen Euro) an die Behörden zurückzahlen. Diese Woche hinterlegte er einen Teil der angeblichen Steuerschuld, um offiziell Einspruch in dem Fall einlegen zu dürfen.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/mmai/SZ vom 22.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

China: Ai Weiwei
:Vom Künstler zum Staatsfeind - und zurück?

Chinas bekanntester regimekritischer Künstler sieht sich seit Jahren politischer Repression ausgesetzt. Gegen seine Festnahme gab es weltweite Proteste. Nun wurde er auf Kaution freigelassen. Eine Chronologie in Bildern.

Daniela Otto

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: