Pop:Zweischneidiger Einklang

Lesezeit: 2 min

Florian Weber, Schlagzeuger der "Sportfreunde Stiller", lässt es mit dem Frankfurter Noiserocker Aren Emirze im Duo "Taskete" krachen

Von Michael Zirnstein

Erzählt Flo Weber von Aren Emirze, könnte man Angst kriegen vor dem Frankfurter Armenier. "So wie der ausschaut," - haarig, finster, Zweimetermann - "so tickt der auch: Der ist forsch, ein Typ aus der Noiserock-Szene, angeheavyt", charakterisiert ihn der Münchner, mit Nasenring, Tattoos und Schlagzeuger-Bizeps selbst kein A-cappella-Musterknabe. Der Drummer der S portfreunde Stiller berichtet vom Test-Auftritt mit Emirze als das Duo Taskete beim "Free & Easy"-Festival im Münchner Backstage: "Da hat der Aren gleich die Leute angepackt, sie sollen gefälligst vor kommen, und wenn ein Armenier so eine Ansage macht, kommen die Leute auch nach vorne." An diese direkte Art müsse sich Weber noch gewöhnen, der sich zwar vor Jahren als Frontmann der Münchner Radau-Allstars Bolzplatz Heroes selbst auch heiser gebrüllt hat, aber in seiner Hauptband, den Sportfreunden, gehe es bei den Ansagen doch "charmanter" zu. "Da müssen wir uns noch finden", findet er.

Anderseits haben sie sich genau so gefunden: Als Emirze 2003 ein Konzert der Sporties besuchte, habe er zu Weber hinterher gesagt: "Ich finde eure Musik Scheiße, aber ihr seid Supertypen." Da war er Weber gleich sympathisch. Acht Jahre später ratschten sie noch mal kurz beim Konzert der von ihnen verehrten Noiserocker Helmet im Feierwerk, und 2013 sprang Weber als Schlagzeuger bei Emirzens Haudrauf-Truppe Harmful ein - es sollte die Abschiedstour der Szenelieblinge sein.

Der Münchner Flo Weber (l.) und der Frankfurter Aren Emirze haben weite Wege, wenn sie als Duo zusammenkommen, wie hier beim Dreh des Videos zu ihrer zweiten Single "Inner Revolution" in Bremen. (Foto: Ramin Amir)

Und nun prallten die zwei, beide seit 22 Jahren im Rockgeschäft, wieder aufeinander: Ermirze hatte ein paar heftige Songs geschrieben, bei denen er an Weber dachte; und Weber hatte in der Sportfreunde-Pause zwischen Roman-Schreiben und Kunst-Machen Lust auf etwas Hartes zu zweit. Er dachte an Drums-Gitarre-Duos wie Black Keys oder Royal Blood - und an seinen Frankfurter Sänger-Kumpel. Im Probenraum funkte und krachte es gleich bei der ersten Nummer: "The Power & The Holy Ghost" ist nun das Instrumentalintro ihres selbstbetitelten Albums (beim Münchner Label Millaphon), ein Riff wie ein Giorgio-Moroder-Disco-Monster auf der Droge Speed. Wie ein Warnhinweis auf den folgenden Rausch, ein Ausrufezeichen wie hinter dem Bandnamen Taskete, was Japanisch ist und "Achtung!" heißt.

Alle Achtung, was sie da zusammengeknüppelt haben. 29 Minuten lang möchte man die Fäuste recken, das peitscht wie der Aufeinanderprall zweier kreativ geladener Atomkerne voller unvorhersehbarer Drehs. Immer wieder mussten sich die beiden "Sturköpfe" (Weber) bei ihren je fünf Songs zusammenraufen, das Ergebnis ist wie ein knallender Handschlag: Emirze brachte das Brachiale ein, singt aber - sogar über den die Stimme verkünstelnden Vocoder (eine Idee ihres Berliner Star-Produzenten Moses Schneider) - wie in "Out Of My Head" auch mal liebreizend, wenn Weber es so will: "Von mir sind die Sexyness, die Catchyness, der Blues und der Pop", sagt der Schlagzeuger. Auch wenn man mal an Beasty Boys denkt (beim irren "Hit The Cowbell" rappt Weber mit), an die Nineties-Noiserock, an Biffy Cliro, Arctic Monkeys, Foo Fighters, Queens Of The Stone Age und sogar an Glam-Rock - in solch zweischneidigem Einklang hat man derlei noch nie gehört.

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Taskete , Freitag, 16. November, 20 Uhr, Milla.

© SZ vom 15.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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