Süddeutsche Zeitung

Pop und Politik:Auf nach Wakanda

Lesezeit: 2 min

Nach seinem bizarr unterwürfigen Auftritt bei Donald Trump im Weißen Haus besuchte der Rapper Kanye West in Uganda den Autokraten Yoweri Museveni. Er schenkt ihm Turnschuhe und hält einen Vortrag, der nicht minder seltsam ist.

Von Bernd Dörries

Kanye West war neulich bei Donald Trump zu einem Gedankenaustausch, bei dem die beiden darüber sprachen, wie "Amerika wieder groß gemacht wird", aber letztlich auch darüber, wer von den beiden den größeren hat. Kanye West legte einen Monolog hin, der sogar Trump sprachlos machte. Nachdem das so gut gelaufen war, brach Kanye West nach Afrika auf, wo Melania Trump gerade ein paar Länder besucht hatte und dabei einen Tropenhelm trug, wie die Kolonialisten von damals. Kanye West, der sich mittlerweile Ye nennt, flog mit seiner Frau Kim Kardashian nach Uganda, um sich dort mit Präsident Yoweri Museveni zu treffen. Beide mögen Trump gerne, was schon einmal eine gute Gesprächsgrundlage zu sein schien.

Dennoch nahm das Treffen nicht so richtig Fahrt auf. Ye hatte ein Videoteam des amerikanischen Klatschportals TMZ dabei, das Museveni wiederum für den Fernsehsender TNT hielt, den es auch in Uganda gibt. Verwirrung. Also versuchte es Ye mit ein Schuhen aus seiner eigenen Kollektion, die er Museveni überreichte, der skeptisch guckte und fragte: "Sind die für Fußball?". Jaja, meinte Kanye, der nun damit begann, die schönen weißen Schuhe mit seiner Unterschrift zu versehen. Der Präsident schaute weiter skeptisch.

Ye machte einen weiteren Versuch, das ganze Treffen in ein rechtes Licht zu rücken. "Wir sind nicht nur hier, um ein Foto zu machen und so zu wirken als würden wir etwas positives tun. Ich bin hier, um mit Ihnen zu arbeiten, das wird hier wie Jurassic Park." Nachfrage des Präsidenten: "Was ist Jurassic Park?" Museveni schien nun auf einmal interessiert. Der 73-Jährige begann als Freiheitskämpfer, der sich aber in den 32 Jahren seiner Macht zum Autokraten gewandelt hat, und sich wie so viele andere Autokraten und Diktatoren in Afrika, wie Joseph Kabila im Kongo oder Isayas Afewerki in Eritrea, eigentlich als Farmer sieht, als einfachen Mann vom Land, der sich gerne mit einer Harke fotografieren lässt. Jurassic Park, das klang so, als könne er etwas lernen von diesem Mann mit den weißen Schuhen. Museveni harrte erwartungsvoll einer Antwort.

"Ich möchte mit ihnen darüber diskutieren, welche Industrien Sie entwickeln wollen, wie wir das Land voran bringen, es zu einem Wakanda machen", sagte West. Museveni schaute ratlos, das Wakanda aus dem Marvel-Film "Black Panther" schien er nicht zu kennen, jene Utopie eines Landes, das nie kolonisiert wurde, das reine Afrika, das eine heimliche Hi-Tech-Weltmacht ist. Und Ye schien Wakanda mit Afrika zu verwechseln, die Fiktion mit der Realität, so wie sein Freund Trump schon einmal das Land Nambia erfunden hatte. Als sich die beiden im Weißen Haus trafen, verabschiedeten sie sich mit einer Umarmung, Museveni und Ye trennten sich mit einem Handschlag. Es wirkte etwas ratlos, was Ye wohl dazu bewegte, in den sozialen Medien noch einmal darzulegen, wie nahe Afrika ihm sei. Es wurde ein langer Monolog mit vielen trumpschen Superlativen. Fela Kuti, die nigerianische Ikone, nannte er den "besten Musiker der Welt".

Wenig später meldete sich der Sohn des verstorbenen Kuti und sagte, dass der Geist seines Vaters nichts mit dem von Kanye West zu tun habe. Und Bobi Wine, der einer der bekanntesten Musiker ist in Uganda und gleichzeitig Parlamentsabgeordneter sagte: "Er verkehrt mit einem Präsident, der seit 32 Jahren an der Macht ist und die Freiheit unterdrückt, der die Opposition foltert und einsperrt." Wine selbst war gerade erst aus dem Gefängnis gekommen, Kanye West erwähnte ihn mit keinem Wort.

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Quelle:
SZ vom 22.10.2018
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