Das nachrichtemagazin Spiegel bezeichnet Friends Of Gas als "Urgewalt" und nennt ihr Debütalbum "Fatal Schwach" "toll" und "entwaffnend". Der Zündfunk preist ihren "Sound des Nicht-Einverstanden-Seins" und die FAZ ist beeindruckt, wie "sensationell mühelos" der Postpunkkrautrock der Münchner Band daher kommt. Auch ihr Auftritt beim Hamburger Reeperbahnfestival im September hat gehörig Eindruck hinterlassen und die Zuhörer, darunter Pop-Entertainer Bernd Begemann, geradezu elektrisiert. Dass sich mit dem eigenen Nicht-Einverstanden-Sein plötzlich so viele einverstanden zeigen, das muss man jedenfalls als Musiker wohl erst einmal verkraften. Und tatsächlich kann Friends-Of-Gas-Gitarrist Thomas Westner, gibt er zu, das einhellige Lob und die sich leicht überstürzenden Ereignisse der letzten Zeit noch nicht so ganz verstehen.
Dazu gehört nicht zuletzt auch, dass das Album "Fatal Schwach", das die Band am Samstagabend in der Milla vorstellt, Ende Oktober bei der Plattenfirma Staatsakt erschienen ist. Ja, genau, das Berliner Auffangbecken für Profi-Ironiker wie Ja, Panik, Bonaparte, Die Sterne, Fraktus oder Jens Friebe und eines der wichtigsten Indielabels des Landes. Zudem haben Friends Of Gas seit ein paar Monaten eine professionelle Berliner Booking-Agentur im Rücken, die unter anderem auch Console, Candelilla oder Dillon unterstützt. Wohin das alles nun am Ende führt? Keine Ahnung. Einfach mal treiben lassen und schauen, was passiert. So lautet zumindest Thomas Westners aktuelles Credo. Dasselbe Credo, mit dem vor zweieinhalb Jahren im Grunde auch alles anfing.
Denn begonnen hat Friends Of Gas als loses Improvisationsprojekt, bei dem verschiedene Musiker ein- und ausgingen. Dass daraus mal eine feste Band und ein richtiges Album resultieren würde, das war beim ersten Auftritt im Februar 2014 im Vorprogramm der Stuttgarter Punkband Die Nerven noch nicht zu ahnen. Dass hier etwas Gewaltiges zischt und brodelt, das hat man aber damals schon gespürt. Da trafen messerscharfe Punkrock-Riffs und weit ausholende Krautrockschleifen auf eine neue deutsche Kältewelle, gepaart mit unverdauten deutschen Satzfetzen, die Sängerin Nina Walser mit heiserer Stimme aus der Kehle presst. Genauso klingt nun auch das Album, was damit gleich auch dessen Stärke ist. Denn ob der Transfer des wunderbar ruppigen Nicht-Einverstanden-Sounds auf Tonträger gelingt, das hatte man sich schon beim im April erschienen Vier-Song-Tape von Friends Of Gas gefragt.
Gelungen ist das den fünf Freunden mithilfe von Max Rieger, seines Zeichens Sänger und Gitarrist bei Die Nerven, der "Fatal Schwach" zusammen mit den Münchnern im August 2015 im Kafe Kult aufgenommen hat. Das heißt: Er hat sich mit Thomas Westner, Nina Walser, Veronica Burnuthian, Martin Tagar und Erol Dizdar dort eingesperrt und in einer tagelangen Gruppensitzung sieben wohlklingende Klangmonster kreiert. Die dehnen sich teilweise auf bis zu neun Minuten aus, wie etwa "Kollektives Träumen", wo der Bass einfach immer weiter nach vorne treibt und treibt. Oder "Saurer Schnee", wo in der Mitte plötzlich die Stille einbricht und nur noch ein paar eiskalte Gitarrenakkorde klirren.
Leicht frösteln lässt einen auch immer wieder Walsers Gesang, wenn sie einem mit sich überschlagender, sich wund kratzender Stimme Mantras wie "Mein Körper ist mein Template" um die Ohren haut. Vielleicht ja im Sinne von: Hier habt ihr eure fatal schwachsinnigen, neoliberalen Phrasen, ich dresch' sie euch mit voller Wucht zurück! "Wendet Gewalt an" heißt es dann direkt in "Kollektives Träumen", wobei sich wiederum Songs wie "Einknick" oder "Teeth" um die eigene fatale Schwäche drehen. Aber auch die kann eine Stärke sein, oder anders formuliert: total entwaffnend.
Friends Of Gas: Fatal Schwach , Samstag, 12. November, 21 Uhr, Milla, Holzstr. 28