Süddeutsche Zeitung

Pop-Konzert:Höherer Blödsinn

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Die Kyle Grass Band rockt mit Blockflöte im Strom

Von Jürgen Moises, München

Ein dicker, kahlköpfiger Musiker, der mit seiner vierköpfigen Band Siebzigerjahre-Classic-Rock à la Thin Lizzy spielt, und der außerdem, du gute Güte, auch noch mit einer Blockflöte auftritt? Das klingt nicht unbedingt nach dem Erfolgsrezept, nach dem Plattenfirmen heute ihre Musiker casten. Trotzdem ist die K yle Gass Band genau damit erfolgreich. Warum? Das hat sicherlich mit dem Comedy-Rock-Duo "Tenacious D" zu tun, das aus Kyle Gass und dem Schauspieler Jack Black besteht und sich über die Jahre einen beachtlichen Kultstatus erspielt hat. Der strahlt natürlich auch ein Stück weit auf Gass' Soloprojekt ab, das seit 2011 existiert. Andererseits ist die Kyle Gass Band vielleicht aber auch deswegen erfolgreich, weil die fünf Amerikaner ihr retromusikalisches Geschäft mit einem vergleichbaren Humor und einer enormen Spielfreude betreiben.

Dass sie jedenfalls mehr ist als "Tenacious D minus Jack Black", das hat die Kyle Gass Band mit ihrem unterhaltsamen Auftritt im Strom bewiesen. Anlass dafür war das just erschienene, zweite Album "Thundering Herd". Zwar muss man zugeben: Ein Lied wie "Bro Code" mit Chorgesang und sprachspielerischem Blödeltext hätte sich auch auf einem "Tenacious-D"-Album gut gemacht. Aber dass bei den meisten Stücken gar nicht Gass, sondern Gitarrist Mike Bray mit kräftiger, bluesiger Stimme singt, das gibt dem Rocksound dann doch eine andere Note. Ähnliches gilt für die zweistimmigen E-Gitarren-Soli von Bray und John Konesky, die klingen, als hätten sie noch selbst mit Phil Lynott gejammt. In Form von Coversongs wie "Rock'n'Roll Band" von Boston oder dem tollen Psychedelic-Rock-Song "Green Eyes Lady" von Sugarloaf klingen außerdem noch andere Vorbilder an.

Und geblödelt wird natürlich auch: mit zotigen Sprüchen oder mit der Blockflöte. Mit dem von Schlagzeuger Tim Spier gesungenen "Black or White" bekommt am Ende auch noch der King of Pop eine kleine Hommage. Bevor die Band mit "Vehicle" von Ides of March dann noch einmal kräftig losrockt.

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Quelle:
SZ vom 12.09.2016
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