Es gibt Instrumentalstücke, die bereits durch ihre Titel Bilder, Gefühle oder Klänge aufrufen, und das so konkret, dass man sich denkt: Ich muss sie eigentlich gar nicht mehr hören. Etwas anders sieht es bei einem Titel wie "Brennelementesteuer" aus. Da kann man sich vielleicht ein Bild, ein Gefühl, aber auf jeden Fall keine konkreten Klänge dazu vorstellen. Das entsprechende Stück dazu von Le Millipede klingt tatsächlich auch eher abstrakt. Getragen wird es von einer geloopten Posaune, dann tauchen qua Elektronik, Perkussion, Klingeln und Bratsche immer mehr Störelemente auf, gefolgt von einer melodischen Singstimme.
In der Gesamtheit hat das etwas leicht Beunruhigendes, und, das denkt man sich jetzt: bei Wörtern wie "Brennelemente" und "Steuer" muss das auch so sein. Zu hören ist "Brennelementesteuer" auf "The Sun Has No Money": dem an diesem Freitag erscheinenden, zweiten Album von Le Millipede alias Mathias Götz, das dieser bereits am Tag zuvor in Begleitung von Markus Acher, Nico Sierig, Constantin John und Manuela Rzytki in der Milla vorstellt.
Der Herausforderung "Brennelementesteuer" stellte sich Götz, den man auch als Posaunisten des Alien Ensembles oder der Hochzeitskapelle kennt, nicht freiwillig. Eine Bekannte hatte ihn um eine Art Jingle für ein Video über das Thema gebeten. Den "Job" machten dann die Well-Brüder und Gerhard Polt. Und Götz baute den Jingle zu einem eigenen Stück aus. Das Titelstück geht auf eine Installation von Olafur Eliasson zurück, aber auch auf ein Lied von Brian Eno. Man hört den Hall eines Klaviers, das Götz mit einer Basstrompete zum Klingen gebracht hat, kühle, klackernde Synthiesounds, den Gesang einer Posaune.
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Analog verschmilzt mit digital und elektronisch, ein Prinzip das alle 13 Songs betrifft, deren Instrumentarium Götz bis auf Evi Keglmaiers Bratsche alleine bedient hat. Sei es "Keep Your Face To The Sunshine" mit seiner wehmütigen Melodica im Glockenspiel-Ambiente. Sei es "Tönnchen", wo es fröhlich pfeift und summt. Oder "Big Win In New Hampshire", dessen Mitte eher nach Indien als nach Neuengland klingt. Aber dass man nie weiß, wo einen seine Tausendfüßlerfüße hintragen, macht auch den großen Reiz von Le Millipedes Klangexpeditionen aus.
Le Millipede: The Sun Has No Money (Alien Transistor); live am Donnerstag, 1. März, 20.30 Uhr, Milla, Holzstraße 28