Pop:Exzesse enden in Harmonie

"The Moonband" feiert zehnten Geburtstag - mit einer neuen CD

Von Dirk Wagner

Irgendwann einmal muss frei nach T.C. Boyle ein Fluss voller Whisky durch Germering gerauscht sein, an dessen Ufern die Americana-Band The Ruby Sea ihre Pferde getränkt hat. Denn nirgends fühlte man sich hierzulande im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends den popmusikalisch ausgemessenen amerikanischen Wüstenlandschaften näher als in der Musik dieser Germeringer Formation um Erwin Zißelsberger, Karin Reuter und Eugen Kern-Emden. Als der mit dem Kontrabassisten Andreas Hennigsen und der Kostümbildnerin Katrin Bobek vor zehn Jahren auch noch The Moonband gründete, war diese anfangs mehr eine Hausband, die in privaten Runden Songs von Bob Dylan oder Ryan Adams nachspürte.

Als Katrin Bobek dann auf einem Flohmarkt eine Mandoline kaufte, entstand laut dem damaligen Ruby-Sea-Gitarristen Kern-Emden der Entschluss, auch mit der Moonband öffentlich aufzutreten. "Wir schrieben unsere ersten eigenen Songs, weil die für uns leichter zu spielen waren als die bestehenden Songs unserer Vorbilder", sagt Kern-Emden. Mittlerweile hat die Band allerdings neben ihren beim Germeringer Label Rockville erschienenen Alben mit eigenen Songs auch eine Platte mit wunderbaren Coverversionen beim Münchner Label Millaphon veröffentlicht.

Pop: Seit Jahren eine feste Größe in der Münchner Poplandschaft: "The Moonband".

Seit Jahren eine feste Größe in der Münchner Poplandschaft: "The Moonband".

(Foto: t-bone music)

Unzählige Konzerte sowohl als Straßenmusiker als auch in Kneipen und Clubs haben die Moonband inzwischen längst zu einer der gefragtesten Bands Münchens werden lassen. Trommelte die Perkussionistin Elena Tschaffon anfangs nur auf einer einzigen Stand-Tom und einem Cajon, brilliert sie mittlerweile auch am Schlagzeug. Wobei die Autodidaktin von Anfang an mehr lieferte als nur eine rhythmische Begleitung. Ihre Rhythmen akzentuieren die Songs vielmehr und kommentieren sie bisweilen. Ergänzt wird die Rhythmus-Sektion neuerdings durch den E-Bassisten Gregor Poglitsch. Gitarrist Chris Begusch spielt dazu auch mal die E-Gitarre, die Irish Bouzouki oder das Piano. Und Katrin Bobek, eine Nichte der tschechischen Country-Legende Pavel Bobek, spielt neben ihrer Mandoline die Ukulele, das Banjo und das Glockenspiel, während der Gitarrist Eugen Kern-Emden auch mal zur Irish Bouzouki greift oder in die Bluesharp bläst.

Mit einem dreistimmigen Gesang perfektionieren die Musiker ihren Sound, den sie auf ihrem neuen Album "Until the Evil Ghost is Gone" raffiniert mit einem Granular Synthesizer modulieren. Diese Klangspielereien geschehen aber so dezent, dass sie in der folkloristischen Erscheinung der Band kaum auffallen. Trotzdem bereichern sie den leicht psychedelischen Sound mit spannenden Irritationen. Und wie übersteuert die E-Gitarre in "You Are Not Alone" hinein schmiert, angetrieben von einer Drummerin, die die Beats förmlich in die Trommelfelle prügelt, ist das schon wildeste Rockmusik, die regelrecht nach John Cales übersteuerter Viola aus wilden Velvet-Underground-Zeiten schreit. Dass diesem am Ende wieder vom Harmoniegesang eingefangenen Klangexzess auf dem Album der Livemitschnitt eines Kneipen-erprobten Mitgröl-Songs "I Can't Wait No Longer" folgt, bevor mit "Blue Soul" eines der schrägsten Lieder des Albums folgt, beweist die Kunstfertigkeit der Moonband, ihre Alben spannend als Gesamtkunstwerke zu inszenieren. Entsprechend kündigt sein Titel "Until The Evil Ghost Is Gone" bereits an, dass das Album endet, sobald das letzte Lied "Evil Ghosts" ausgeklungen ist. Dann dürften auch die bösen Geister einmal mehr verschwunden sein. Die spukigen Synthesizer-Einlassungen belegen vielmehr: Manchmal muss man die bösen Geister nur mitspielen lassen, dann sind sie gar nicht mehr so böse.

The Moonband; Freitag, 19. Mai, 20 Uhr, Theaterfabrik, Friedenstr. 10

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