Pop:Altmühltaler Indierocker

Ludwig Two

Bayerischer Background ohne Blasmusik: Ludwig Two stellen im Strom ihr zweites Album vor.

(Foto: Ludwig Two)

"Ludwig Two" haben ihren Probenraum in Sandersdorf neben einer kleinen Kirche - ihre Musik aber klingt nach großer Bühne und begeisterten Massen

Von Jürgen Moises

Der La Brass Banda-Sänger Stefan Dettl hat Ludwig Two live auf der Bühne die "bayerischen Rolling Stones" genannt. Schlagzeuger Simon Phillips von Toto hat seinem Kollegen, dem Ludwig-Two-Schlagzeuger Julian Menz, nach einem Konzert in Coburg angeblich zugeraunt: "You killed them!" Nicht schlecht für eine Band aus einem 700-Seelen-Ort im Altmühltal, die ihren Probenraum "zwischen einer kleinen katholischen Kirche, Streuobstwiesen und dem alten Bauernstadel vom Onkel Max" hat. Nicht schlecht ist auch die Geschichte, wie die Vier aus Sandersdorf bei Ingolstadt im Vorprogramm von La Brass Banda gelandet sind. Das war laut Julian Menz so, dass nach einem La Brass Banda-Konzert im Erlanger E-Werk die Bar zu früh geschlossen war. "Darum fragten wir ein paar Leute, die im Eingangsbereich mit einem Kasten Bier saßen, ob wir ein, zwei Halbe mitzwitschern können. Kein Problem, hieß es, und so tranken wir mit dem Schlagzeuger, dem Tubisten, dem Booker und dem Tonmischer Stephan."

Mit dem Tonmischer waren Julian Menz, Andreas Eckert, Thomas Thumann und Andreas Eiber dann noch bis um zehn Uhr morgens unterwegs, als dieser von seiner Band schon lang vermisst wurde. Ein paar Wochen später standen Ludwig Two, die am Samstagabend im Strom ihr zweites Album "Goodbye, Loreley" vorstellen, dann mit La Brass Banda auf der Bühne. Nun könnte man einwenden, das mit dem Dorf im Altmühltal sei nicht so wichtig. Auch andere Bands wie Kofelgschroa und nicht zuletzt La Brass Banda selbst haben es aus der bayerischen Provinz auf große Bühnen geschafft. Andererseits sagt wiederum Julian Menz, und darin Kofelgschroa nicht unähnlich: "Das ist ja auch genau unser Ding: Vier Buben aus der Pampa, die neben der kleinen Kirche diese Musik machen."

Genau diese Musik, die klingt zugegeben dann doch ein bisschen anders als bei den oberbayerischen Kollegen. Keine Blasmusik bis auf ab und zu ein Saxofon. Keine Volksmusikelemente, sondern Indierock mit Glam- und Disco-Elementen, der von Bands wie Coldplay, The Killers oder Radiohead inspiriert ist. Und tatsächlich nach großer Bühne klingt. Um damit noch einmal diese Schere aufzumachen, die die Musiker selbst aber gar nicht so sehen, und mit der sie auch humorvoll umgehen. Das zeigt sehr schön das Video zu "Love Is Lost". Darin sieht man einen Alleinunterhalter, der in eine eigentlich geschlossene Dorfkneipe kommt, in der ein paar Stammgäste herumsitzen. Er darf trotzdem auf die Bühne und gibt im feschen weißen Anzug alles. So dass schließlich sogar ein Betrunkener in Latzhosen das Lied vergnüglich auf dem Klo mitträllert.

Gedreht haben die Musiker, die inzwischen auf München, Nürnberg, Regensburg und Ansbach verstreut sind, sich aber zum Proben immer noch in Sandersdorf treffen, das Video in Eigenregie: in der eigenen Stammkneipe, rund 100 Meter vom Probenraum entfernt. Aber es wirkt trotzdem hoch professionell. Schon wieder so ein falscher Gegensatz? Bleibt noch die Sache mit dem Bandnamen. Den hat die vor 13 Jahren als The Excess gegründete Band laut Menz 2012 deswegen angenommen, "weil wir schon auch Träumer sind". Wobei sie den "Kini" als "Fantasten und Psychopathen" durchaus kritisch sehen. Aber er verkörpert auch "dieses volkstümliche Bayerntum wie kein anderer, obwohl er nie Teil davon war". Und das macht ihn für eine Band, die in Bayern internationale Musik macht, zur "idealen Integrationsfigur".

Ludwig Two: Goodbye, Loreley, Album-Release, Sa., 27. Feb., 21 Uhr, Strom, Lindwurmstr. 88

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