Ist es wirklich schon Zeit für die Ehrenrettung des Progressive Rock? Das eigentlich sehr zuverlässige Zentralorgan des internationalen Avantgarde-Pop, die britische Zeitschrift Wire, sagt jedenfalls: Ja, es ist so weit. Immerhin seien Progrock-Projekte noch Bands mit echten Menschen und komplizierten kollektiven künstlerischen Diskussionen gewesen, die der typische Laptop-Einsiedler der Musik der Gegenwart nur noch mit sich selbst führe. Anders gesagt: "Die okkulte Verrücktheit von Magma, die übermenschlich dichte Kunst von Yes und die dunklen Fantasien von Genesis" hätten inzwischen wieder allen etwas zu bieten. Und sei es nur ein kleines bisschen Körperwärme. Wie man andererseits Musik fachgerecht schockfrostet und dann als antiseptisches Sound-Spektakel vergnügt zwischen die Ohren jagt - das braucht ja gerade gar keine Körper, um es den Massen ganz warm werden zu lassen. Es ist ja nicht mehr 1974. Und es gibt kein Zurück mehr hinter die elektronische Revolution. Man höre nur Songs wie "Cashmere", "Your Song" oder "Girls" auf dem neuen Album "Phoenix" (Atlantic) der britischen Highscore-Pop-Sängern Rita Ora. Die Liebe ist im Pop längst exakt da, wo eine Gesangsstimme klingt wie eine heiße Dusche mit dem Dampfstrahl-Hochdruckreiniger. Yeah-ääääääääh.