Ein wirklich gelungener Kalauer im Titel ist eine Kunst. Und so geht der erste Punkt an "Fuck Penetration" (Staatsakt), das neue Album von Jens Friebe. Der ist bekannt dafür, die britische Pop-Spezialität des dandyhaften Kokettierens mit Verletzlichkeit und Glam so in die deutsche Sprache zu übertragen, dass es nicht peinlich wird. Wobei Friebe auf seinem neuen Album auch erstaunlich viel Englisch singt. Fliegende Wechsel zwischen den Sprachen und Idiomen, ganz unangestrengt und einleuchtend. Zur Eröffnung geht es gleich mit exaltierter Geste und ganz großem Piano-Drama um die Angst des Geldes vor der Wertlosigkeit und die Flucht in greifbare Werte wie Immobilien oder Kunst ("Worthless"). Morbide mehrdeutig wird es zwischen Dub und Jazz in "Argonaut", wo Friebe mantraartig singt: "Take me out" - was ja bedeuten kann: Führ mich aus, oder: Leg mich um. Am allerschönsten ist aber, wie er in "Call Me Queer" die Männer auf die Schippe nimmt, die sich mit ein bisschen Gender-Theorie unter die "schrägen Vögel" mischen, wo sie in den Diskussionen um Bisexualität und Transidentität dann aber doch wie gehabt als Alphatiere das letzte Wort haben wollen. Der Song klingt wie Berliner Diskurs-Kabarett aus den Zwanzigern, mit ordentlich Tschaka-Tschaka und dem herrlichen Refrain: "Ich schau Fußball und trink Bier / Ich schlaf nur mit Frauen - call me queer!" Ob das auch ein kleines bisschen Selbstkritik ist, bleibt klugerweise natürlich offen.