Allzu viele Techno-Alben mit inhaltlichem Bezug auf utopische Literatur des 17. Jahrhunderts gibt es nicht, und "New Atlantis" von Phillip Sollmann alias Efdemin legt die Latte für eventuell nachfolgende gleich ziemlich hoch. Der in Berlin lebende Produzent und Berghain-Resident-DJ hat sich von Francis Bacons unvollendetem, in neulateinischer Sprache verfasstem Roman "Nova Atlantis" inspirieren lassen. In dem ist von "Sound-Houses" auf einer fiktiven Insel die Rede - Orte, an denen die fantastischsten Instrumente, Vierteltöne, Echos und Stimmen erklingen. Fantastisch sind tatsächlich einige von Sollmanns Tracks, wobei "Oh, Lovely Appearance of Death" zu Eröffnung erst in eine andere Richtung weist: Die mantra-artig zu strahlenden Drone-Sphären gesungene Hymne könnte man problemlos zu "Savasana", der Schlussentspannung in Yoga-Klassen, spielen. Danach knüppeln einige Tracks aber ordentlich los, wobei klar bleibt, dass es hier nicht allein um Abfahrt geht, sondern darum, interessante analoge Merkwürdigkeiten wie Hackbrett oder Leierkasten mit in den Loop zu nehmen. Zu diesem Effekt passt ein sonst nur selten verwendetes Wörtchen: bezirzend.