Wie sieht die Welt eigentlich von ganz unten aus? Vom Dreck aus hochgeschaut? Dort, wo die Menschen sich täglich gegenseitig umbringen, für ein paar Dollar, für Drogen, aus Rache. Wie müssen die ganzen Angeber-Instagram-Accounts mit den Klunkern und Palmen und Milchkaffees und dicken Karren dort wirken? Und was macht es mit einem, wenn ein Mensch, ein Präsidenten wie Donald Trump voller Verachtung und Rassismus auf die sozial Abgehängten blickt? Es sind viele kluge Bücher dazu erschienen in diesem Jahr. Und ein irres Album: "Bloodlust" (Sony Music) ist eine millimetergenaue Vermessung menschlicher Unmenschlichkeiten. Der Abarten von Gewalt und ihrer Ursprünge. Der Gräben, die gerade immer breiter zwischen den Menschen bersten. Und das alles erzählt als Frontbericht, mittendrin, festgehalten mit wackeliger Handkamera. Gitarren, Bässe und Drums wie großkalibrige Waffen. Breaks und Hits wie Faustschlägen. Phasenweise ist dieses bluttriefende Stück Kunst widerwärtig. Und genau darin tut es dem Pop, der sich gesellschaftlich doch recht irrelevant angefühlt hat in diesem Jahr, sehr, sehr gut.