Das „Theater unterm Dach“ in Berlin-Pankow ist, was es verspricht: ein Ort mit kleineren Räumen und größeren Nischen, in denen man über dies und das sprechen oder sich auch einfach nur berieseln lassen kann – so wie in den vielen digitalen Kammern des Netzes. Dort begegnen junge Influencer ihren oft jüngeren Fans und Followern wie Seelsorger, Ratgeber oder beste Freunde. Drei von ihnen bestimmen die Themen und den Ton des Theaterstücks „Radikal jung“, in dem sie das Publikum – darunter auch Schulklassen – in einen lockeren Austausch über Geld, Glauben und Familie verwickeln. Was vordergründig nach individueller Selbstoptimierung klingt, ist von Anfang an toxisch aufgeladen: mit den Zwängen des binären politischen Denkens, zwischen In or Out, wir oder sie, Sympathie und Antipathie. Das Zeigen auf Andere, das immer der Nährboden für Ideologien und radikale Parteinahme ist, diene zunehmend dem „Triumph des rechten Willens“, sagt Fabian Rosonsky. Als Autor, Regisseur und Kopf des progressiven Ensembles „Polyformers“ setzt er das Problem in Szene.
TheaterWie rechte Gesinnung im Netz normalisiert wird
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Toxische Selbstoptimierung: Die Berliner Theatergruppe „Polyformers“ entlarvt mit ihrem neuen Stück „Radikal jung“ die subtilen Techniken von AfD-nahen Influencern.
Von Peter Littger

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