Süddeutsche Zeitung

Politik:Herauszukommen ist nicht leicht

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Schüler stellen Fragen zum Problem der Armut und erwarten Antworten - von Arm und Reich.

Von Roswitha Budeus-Budde

Es ist ein Frage- und Antwortspiel, mit sozialer und politischer Sprengkraft, dieser von Jutta Bauer initiierte Band "Armut". Schüler eines Hamburger Gymnasiums und einer Grundschule stellen dazu Fragen: "Was ist überhaupt Armut? Wie fühlen sich Kinder in Armut? Was ist überhaupt reich? Warum gibt es Arme und Reiche? Sind Arme selbst schuld? Warum geben die Reichen den Armen kein Geld? Was machen die Politiker?" Die Antworten, die die Kinder bekommen, von 14 Erwachsenen, darunter Vertretern der Kirchen, der Parteien, von Wirtschaftswissenschaftlern und von Mitarbeitern sozialer Institutionen, zeigen die ganze Spannbreite öffentlicher und privater Meinungen. So schreibt Kirsten Boie über ihre Anfänge und ihr heutiges Leben als Schriftstellerin, sie kam aus einer armen Familie: "Man braucht nicht viel, aber genug Geld."

Für manche Antworten junger Leute aus wohlhabenden Familien, denen es mehr als gut geht, schämt man sich stellvertretend und bekommt einen Eindruck davon, warum Armut in unserer Gesellschaft ein anscheinend nicht zu lösendes Problem ist, obwohl die Ursachen dieser Misere bekannt und damit auch die Lösungen vorgegeben sind. Wie sie zum Beispiel Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter beim Hamburger Straßenmagazin Hinz&Kunzt formuliert: "Der Grundgedanke muss sein, teilen zu lernen. Dass ich etwas abgebe, wenn es mir richtig gut geht, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Arme sind nicht mit Absicht arm. Aus Armut herauszukommen ist nicht leicht."

Und das bestätigen im letzten Teil des Buches die Antworten der Straßenverkäufer von Hinz &Kunzt, auch eine Gruppe von Straßenkindern gehört dazu. Denn dieses Buch will nicht nur bei Kindern und Jugendlichen zur Diskussion anregen, mit der besonderen Ausstattung und den Illustrationen von Jutta Bauer und dem ungewöhnlich künstlerische Layout. Es will alle, auch Erwachsene auffordern, nicht nur Mitleid zu empfinden, sonst selbst aktiv zu werden. Die Begriffserklärungen in der Umschlagklappe ganz am Schluss des Buches geben dazu Auskunft über Hilfsorganisationen. (ab 10 Jahre)

J utta Bauer, Katharina J. Haines : Armut. Schüler fragen nach. Carlsen Verlag, Hamburg 2017. 156 Seiten, 14,99 Euro.

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Quelle:
SZ vom 16.02.2018
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