Pocher: neue Show:"Ich habe die Sendung kaputtgemacht"

"... und Harald war der Gute": Oliver Pocher startet seine eigene Show auf Sat 1 - momentan weit von einer irgendwie bemerkenswerten Form entfernt.

Hans Hoff

Wenn Sat 1 mit seinem neuen Wahlspruch "Colour Your Life" die Zuschauer auffordert, ihr Leben einzufärben, klingt das immer ein bisschen, als solle beim Kommerzkanal endlich Farbfernsehen eingeführt werden. Man könnte das indes auch als Selbstanfeuerung verstehen, denn derzeit reiht der Sender Misserfolg an Misserfolg. So fielen die Zahlen bei der Übertragung des Deutschen Fernsehpreises am vergangenen Samstag in kaum noch messbare Bereiche, und auch beim vollmundig als Ereignis angekündigten Tanzspektakel "Yes we can dance" kann Moderator Kai Pflaume die Zuschauer beinahe schon mit Handschlag begrüßen - so wenige sind es.

Pocher: neue Show: "Wir starten los": Comedian Oliver Pocher, nun ohne Harald Schmidt, dafür mit eigener Late-Night-Show bei Sat 1.

"Wir starten los": Comedian Oliver Pocher, nun ohne Harald Schmidt, dafür mit eigener Late-Night-Show bei Sat 1.

(Foto: Foto:)

Kein Wunder also, dass die Programmverantwortlichen auf einen warten, der für sein üppiges Antrittsgeld den Quotenschnitt spürbar anheben oder doch mindestens einen Achtungserfolg erreichen soll.

Ob Oliver Pocher solchen Erwartungen gerecht wird, muss sich Freitag dieser Woche zeigen, wenn er um 22:15 Uhr nach Pflaumes erneut zu erwartendem Tanzdesaster eine vier Meter hohe Treppe im ehrenwerten Kölner Residenz-Kino herabsteigen und seine neue Late-Night-Show eröffnen wird. Pocher soll es richten, doch noch stehen die Zeichen schlecht, denn bei der Vorstellung seines Konzepts zeigte er sich am gestrigen Dienstag weit von einer irgendwie bemerkenswerten Form entfernt.

"Wir starten los", sagte er da allen Ernstes, und es bleibt unerfindlich, ob er sich mit der ungelenken Wortwahl nun seinem jugendlichen Publikum anpasste oder ob ihm die schiefe Phrase entglitt. Weil er am Wochenende auch noch bei Thomas Gottschalk auf der "Wetten, dass..?"-Couch sitzt und bald sein Kinofilm Vollidiot im Fernsehen läuft, wähnte er sich gleich ein bisschen überpräsent.

"Dieses Wochenende kommen Sie nicht an mir rum", sagte er, und dann erzählte er auch noch, dass ihn beim Spätabendwitzeln eine Damenband begleiten wird. "Sehr schöne Besetzung, wo Können und Optik mehr als aufeinandertreffen", prahlte er, wohl hoffend, dass auch bei ihm mal Witz, Timing und passables Deutsch mehr als aufeinandertreffen.

"Ich mache alles, um dabei zu sein"

Bis dahin scheint aber noch eine längere Wegstrecke zu bewältigen zu sein, was einen wie Pocher aber nicht schreckt. "Ich mache alles, um dabei zu sein", sagt er und sitzt dabei hinter einem Schreibtisch vor einer großen Kulisse, die ein nächtlich illuminiertes Köln zeigt. Davor wirkt er fast schon winzig, und wenigstens weiß er sich ab und an ein wenig einzuordnen.

Als er nach dem Unterschied zu seinem ARD-Engagement bei der Schmidt-Show gefragt wird, nähert sich der Hoffnungsträger von Sat 1 für einen Moment der Selbsterkenntnis. "Ich habe die Sendung kaputt gemacht, und Harald war der Gute. Jetzt kann man mich alleine runter schreiben", sagt er. Immerhin gibt er zu, die Aufmerksamkeit im Schatten des ARD-Witz-Granden genossen zu haben. "Wir waren nach Top Model und DSDS die zweitmeist beschriebene Sendung", verkündet er.

In die erste Sendung hat Pocher die Sängerin Shakira eingeladen, dann kommt noch Johannes B. Kerner, die andere letzte Sat 1-Hoffnung. Zusätzlich präsentiert Pocher Einspielfilmchen, die ihn auch beim Versuch zeigen, bei Dubrovnik von einer 20 Meter hohen Klippe zu springen. Genau in dem Moment, in dem es in die Tiefe gehen soll, bricht der Film bei der Vorstellung der Show ab, was man als Orakel für das neue Produkt sehen könnte.

Es geht um nicht viel weniger als darum, nicht länger nur als ewiges Talent auf dem Sprungbrett herumzuhampeln. Sollte Pocher unten unsanft aufschlagen und nicht mal die bis Weihnachten projektierten zwölf Sendungen schaffen, könnte er sich mit der Einsicht trösten, dass Versagen und Realität regelmäßig kraftvoll aufeinander treffen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: