Süddeutsche Zeitung

Planet Pop:Zu jung, zu hübsch oder zu kaputt

Pop-Kritiker sind arme Schweine, verlieben sich in ihre Interviewpartnerinnen, also in die falschen Frauen. Etwa in Amy Winehouse.

Dirk Peitz

Männliche und heterosexuelle Pop-Journalisten sind ein ganz trauriger Haufen. Die Kerle verlieben sich ständig in die falschen Frauen. Und zwar in ihre Interviewpartnerinnen. Denen schreiben sie dann verliebte Artikel hinterher, was aber nichts nützt. Die Sängerinnen sind bei Erscheinen der Artikel immer schon wieder zu Hause bei ihren Jungschauspielerfreunden in Los Angeles, London oder New York. Außerdem sind sie für traurige Pop-Journalisten ohnehin zu jung, zu hübsch oder zu kaputt. Die Britin Amy Winehouse ist in dieser sogar Hinsicht eine Mehrfachbegabung.

Amy Winehouse sieht gut aus, ist erst 23 Jahre alt und hat diese Woche bereits ihr zweites Album "Back To Black" herausgebracht. In Sachen Kaputtheit ist sie ein Naturtalent. In ihrer Krankenakte finden sich unwidersprochen unter anderem folgende Einträge: Bulimie, Anorexie sowie eine manisch-depressive Erkrankung. Aktuell leidet sie ausweislich diverser öffentlicher Auftritte zudem unter Alkoholproblemen, ihre Haut sieht aus wie eine Tattoo-Tapete, und ihre andauernden Liebesdramen füllen bald sämtliche ihrer Songtexte.

Amy Winehouse' Soulmusik ist übrigens ganz gut. Aber ganz gut ist einiges. Ob sie wiederum so sagenhaft gut ist, wie in den vielen verliebten Artikeln beschrieben? Mhm . . . Zum Glück haben wir jedenfalls erst gar kein Interview angefragt. Wir verlieben uns nämlich auch immer in die falschen Frauen. Da brauchen wir wirklich keine Sängerinnen für.

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Quelle:
SZaW v. Samstag, 10. März 2007
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