"Planet der Affen - Prevolution" im Kino:Guck mal, was der Affe alles kann

Kinospektakel mit Tierpark-Erweckungserlebnis: Der Mensch hat seinen Untergang verdient - das will zumindest der Film "Planet der Affen - Prevolution" vermitteln. Ein intelligenter Affe kämpft in erstaunlichen Bildern gegen seine Unterdrückung und erreicht damit am Ende vor allem eines: Der Zuschauer gönnt seiner Art die Weltherrschaft.

Doris Kuhn

Eigentlich ist "Planet der Affen - Prevolution" eine einfache Geschichte: Jemand greift, wie so oft in den Szenarien der Science-Fiction, nach der Weltherrschaft. Diesmal aber nicht Zombies oder Außerirdische, sondern Affen. Und das Besondere ist, dass man ihnen die Weltherrschaft sogar gönnt - am Ende des Films, wenn man gelernt hat, dass sie ohnehin die besseren Menschen sind.

Planet der Affen, Prevolution

Der intelligente Affe Caesar verbündet sich mit seinen Artgenossen, um aus der Gefangenschaft auszubrechen. © 2011 Twentieth Century Fox

Die intelligentere Spezies setzt sich durch in der Evolution, davon erzählt dieser Film. Aber es ist der Mensch, der die Verteilung der Intelligenz durcheinanderbringt, der durch wissenschaftliche Experimente alles verändert. Wie die Rollen von Gut und Böse verteilt sind, klärt sich gleich zu Beginn: Ein Trupp freundlicher Affen wird im Regenwald gefangen genommen und nach San Francisco verschleppt, um dort als Versuchstiere für die Entwicklung eines neuen Medikaments herzuhalten.

Zur Bekämpfung von Alzheimer soll diese Medizin dienen, und sie wirkt bei den Affen in einem Maß, das die Menschen nur ansatzweise begreifen. Denn obwohl das Gehirn der Tiere plötzlich weit überdurchschnittliche Fähigkeiten zeigt, wird nach einem unangenehmen Zwischenfall der Versuch abgebrochen. Zu sehr sind die Menschen mit sich selbst beschäftigt, um zu erkennen, was sie da losgetreten haben.

Ein kleines Affenbaby allerdings bleibt von den gentechnischen Experimenten übrig. Es wird im Haus eines Wissenschaftlers großgezogen, verbringt die Zeit damit, menschenähnliches Verhalten an den Tag zu legen, und wird in einem beeindruckenden Moment der Klarsicht auf den Namen Caesar getauft. Das weist dann bereits weit in die Zukunft voraus - eine Zukunft, die wir längst kennen. Genauer gesagt seit dem Jahr 1963.

Damals nahm die Weltherrschaft der Affen konkrete Form an. Zuerst in einem Roman von Pierre Boulle, 1968 dann in dessen erster Verfilmung durch Franklin Schaffner. Charlton Heston kam darin zu unsterblichem Ruhm, als er das untergegangene New York fand, von Affen regiert; Tim Burton drehte vor zehn Jahren eine weitere Version des Themas, mit ähnlichem Ausgang. Was allerdings "Prevolution" von diesen Filmen unterscheidet, ist nicht nur der originäre Ansatz, zum ersten Mal die Ereignisse zu beschreiben, die zur Machtübernahme der Affen führten. Es sind, vor allem, die Affen selbst.

In "Prevolution" gibt es keine Tiere in Uniform, keine speziesübergreifende romantische Verwicklung, keine Helena Bonham Carter als Verlockung in Affengestalt, und allein das macht den Film ziemlich sympathisch. Die Affen werden so realistisch gezeigt, wie es der Computertricktechnik möglich ist, was nicht nur zu erstaunlichen Bildern führt, sondern auch zu viel kindlichem Spaß.

Tierpark-Erweckungserlebnis

Andy Serkis, der Mann, der Gollum in "Herr der Ringe" war und der Schauspieler hinter Peter Jacksons "King Kong", ist einmal mehr der Affendarsteller unter der Maske der Spezialeffekte. Man verfolgt sein Tun mit einer steten Verblüffung, die sich in eine Art Tierpark-Erweckungserlebnis übersetzen lässt: Guck mal, was der Affe alles kann. Das bezieht sich zwar hauptsächlich auf seinen akrobatischen Einsatz, trotzdem gibt es genug Momente, in denen über Caesars Gesichtsausdruck und Blick wegweisende Entscheidungen vermittelt werden.

Je mehr dieser Schimpanse sein Gehirn trainiert, umso ähnlicher wird er den Menschen, und weil man seine Entwicklung von Anfang an beobachten kann, gewinnt man ihn bald lieb - tatsächlich weitaus lieber als seine menschlichen Mitspieler. Denen wird wenig Raum gelassen für psychologische Tiefe, sie liefern lediglich die Unterstützung, die ein heranwachsender Affenkönig braucht, dann die Motive, die ihn zum Handeln zwingen. Was bedeutet, dass die erste Hälfte geprägt ist von recht herzzerreißendem Familienleben, die zweite dafür von prima Action: Gefängnis, Revolte, Straßenkampf auf der Golden Gate Bridge - alles, was klassisches Exploitation-Kino so spannend macht. Nur dass hier die Affen eine Seite des Konflikts stellen- erwartungsgemäß die beweglichere, aber zudem auch die, die im Recht ist.

Denn "Prevolution" ist durchaus didaktisch gemeint. Der Film will eine Botschaft anbringen, die zwar durch Tricks und Action etwas codiert wird, aber keinen womöglich ironischen Schlenker duldet: Der Mensch hat seinen Untergang verdient. Das sieht man hier an seiner Gier nach Geld und Ruhm, an seiner Konzentration auf den eigenen Vorteil, vor allem aber sieht man es daran, wie er andere Primaten behandelt. Wobei sich daraus natürlich ein paar Fragen ergeben: Warum sollen die Affen sich dann ausgerechnet am Menschen ein Vorbild nehmen? Warum orientieren sie sich an Recht, Moral und zivilisierten Umgangsformen, die menschliche Erfindungen sind? Warum überhaupt können sie nicht untereinander kommunizieren, sondern müssen erst Gebärdensprache, dann Englisch lernen? Das wirkt fast, als könne der Mensch immer nur sich selbst imaginieren, wenn er sich die Krone der Schöpfung vorstellen soll. Als Nächstes lernen sie bestimmt Latein.

Aber trotz solch kleiner Irritationen ist "Prevolution" doch ein Spielfilm, der weder ins Experimentelle abrutschen, noch Grundsätzliches zur Affenpsyche erklären soll. Er soll ein Science-Fiction-Thema illustrieren, und das tut er auf recht unterhaltsame Art. Er zeigt Caesars Abschiebung ins Tierheim, das an Knastatmosphäre nichts zu wünschen übrig lässt, und das beim klugen Affen nicht nur den Willen zum Ausbruch weckt, sondern auch die Idee der Solidarität. Erst durch den Druck mieser Behandlung schließt Caesar sich mit seinen Artgenossen zusammen. Die Affen beziehen Position, zunächst einmal, um sich selbst zu retten, und sie inszenieren ein Befreiungsspektakel, wie es sich für einen Hollywood-Sommerhit gehört.

Alles Weitere, Chaos und neue Weltordnung etwa, bleibt offen für die Fortsetzung. Die möglicherweise noch interessant wird, denn "Prevolution" sät nur ganz beiläufig die Ahnung, dass den Menschen ihre Probleme irgendwann endgültig über den Kopf wachsen werden. Und das möchte man dann doch zu gern wissen: Wie die Affen Schuldenkrise, Erderwärmung, Überbevölkerung und den Niedergang der Zivilisation für sich nutzen würden.

RISE OF THE PLANET OF THE APES PLANET DER AFFEN - PREVOLUTION, USA 2011 - Regie: Rupert Wyatt. Buch: Rick Jaffa, Amanda Silver. Kamera: Andrew Lesnie. SFX Supervisor: Joe Letteri, Dan Lemmon. Musik: Patrick Doyle. Mit Andy Serkis, James Franco, Freida Pinto, John Lithgow. 20th Century Fox, 108 Minuten.

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