Pitt und Schweiger werden 50:Männerherzen

Brad Pitt wird 50 Jahre alt. Til Schweiger auch. Da muss man keine Vergleiche anstellen - kann man aber. Ein Geburtstagsdoppel.

Von Carolin Gasteiger und Irene Helmes

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(Foto: Fox)

Brad Pitt wird 50 Jahre alt. Til Schweiger auch. Da muss man keine Vergleiche anstellen - kann man aber. Ein Geburtstagsdoppel. Aller Anfang ... 35 Jahre lang lief im US-Fernsehen die Soap Another World. An deren Handlung erinnern sich nicht viele, ihr bleibendes Vermächtnis aber ist das TV-Debüt von Brad Pitt (so sah er damals aus). Und noch mehr Serien sollten das Sprungbrett für den künftigen Superstar sein: Pitt hatte sein Studium der Journalistik und Werbung hingeworfen und trat in Dallas und in 21 Jump Street neben Johnny Depp auf (die Szene findet sich hier). Die Achtziger, so scheint es, waren nicht nur für William Bradley Pitt ein verlockendes Jahrzehnt, um der Uni Lebewohl zu sagen und das Glück vor der Kamera zu suchen. Im Bild: Brad Pitt in der TV-Serie 21 Jump Street - Tatort Klassenzimmer (1988)

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(Foto: Diane Krüger)

Relativ zeitgleich überlegte es sich auch Tilman Valentin Schweiger nach kurzen Ausflügen in ein Germanistik- sowie ein Medizinstudium anders. Er absolvierte eine Schauspielausbildung in Köln und versuchte sich bald auf Theaterbühnen sowie als Porno-Synchronsprecher. Die Premiere im Fernsehen gelang schließlich in der ARD-Endlos-Serie Lindenstraße. Offizielles Rollenprofil: "Ein netter, lieber Zeitgenosse". Im Bild: Til Schweiger als Jo Zenker in der TV-Serie Lindenstraße (1990-1992), neben ihm Nadine Spruß als seine Schwester in Folge 248

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(Foto: ARD Degeto/Constantin Film)

Durchbruch Jeder fängt mal klein an, sagt ein Sprichwort. Und doch ist es bemerkenswert bis urkomisch, mit welcher Rolle Deutschlands inzwischen wohl erfolgreichster Schauspieler seinen Durchbruch hatte. Aus "Der bewegte Mann" (Schweigers bis heute zweitgrößtem Zuschauererfolg) bleibt vor allem eine Szene in Erinnerung. Als notorischer Fremdgänger Axel hockt Til Schweiger, zugedröhnt mit Zuchtbullen-Sexualhormonen, auf einem Couchtisch. Nicht unwesentliches Detail: Er ist dabei nackt - und avanciert durch diesen Auftritt für viele zum deutschen Sexsymbol der Neunziger. Seinen Hintern - als sogenannter Money-Shot - zeigt Schweiger immer noch gern vor der Kamera, wie in "Keinohrhasen" oder in seiner Tatort-Premiere. Im Bild von links: Joachim Król, Rufus Beck, Til Schweiger und Katja Riemann in "Der bewegte Mann" (1994) von Sönke Wortmann

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(Foto: Imago Stock&People)

Auch Brad Pitt hat es nackten Tatsachen zu verdanken, zumindest seinem Waschbrettbauch, dass ihn seit "Thelma & Louise" ein großes Publikum kennt. Als junger JD verführt er in dem Roadmovie Geena Davis mit Witz und Charme (er simuliert mit einem Fön in der Jeans einen Banküberfall - hier die Szene im Video). Seine Schauspielkollegin soll "der Blonde" laut Vanity Fair schon beim Casting zum Stottern gebracht haben. Im Bild: Brad Pitt und Geena Davis in "Thelma & Louise" (1991)

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(Foto: Merrick Morton/20th Century Fox/Reuters)

Rollenverhalten "Der Sonnyboy, der ein Schwein sein wollte", so nannte die Zeit Brad Pitt als Serienkiller und Vergewaltiger in "Kalifornia" (1993) und attestierte ihm Mut für seinen Imagewechsel. Tatsächlich hat der Schauspieler seither fast jeden denkbaren Typus Mann verkörpert. Vom Naturburschen in Robert Redfords "In der Mitte entspringt ein Fluss" über den Reisenden Heinrich Harrer in "Sieben Jahre in Tibet" und den radikalen Tierschützer in "12 Monkeys" bis zum völlig bescheuerten Fitnesstrainer in "Burn after reading" der Coen-Brüder oder den mürrisch-strengen Familienvater in "Tree of Life" von Terrence Malick. Als Paraderolle gilt vielen Fans bis heute sein Auftritt als hemmungsloser Unruhestifter in "Fight Club" von David Fincher. Und was zwischendurch immer geht, ist natürlich der smarte Frauenschwarm wie in der "Ocean's"-Reihe. Das Etikett "schön, aber immer gleich", das Pitt anfangs seiner Karriere drohte, hat er sich jedenfalls nicht ankleben lassen. Im Bild: Brad Pitt und Edward Norton in "Fight Club" (1999)

Pitt und Schweiger werden 50

Til Schweiger

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ein harter Kerl, in dem doch ein weicher Kern steckt. In Variationen dieser Rolle hat sich Kinostar Schweiger - mit unterschiedlichen Ausprägungen von Ironie - durch zahlreiche seiner größten Erfolge genuschelt. Liebes- und Vaterschaftskomödien Marke Schweiger wie "Keinohrhasen" sowie der Nachfolger "Zweiohrküken", "Männerherzen" Teil eins und zwei und natürlich "Kokowääh", Teil eins und zwei, prägen das Image Schweigers als liebevoller Macho. Dabei kann er auch anders, in Deutschland wie in Hollywood. Wobei Schweiger etwa "Tomb Raider" mit Angelina Jolie später einen "Scheißfilm" nannte, für den er sechs Monate seines Lebens vergeudet habe. In einem Interview 2009 sagte er: "Mein Hunger nach Hollywood ist dermaßen gestillt! Ich mach' Hollywood nur noch, wenn es eine Rolle ist, für die ich meine Oma umbringen würde. Oder wenn es schnell geht und viel Geld gibt." Trotzdem folgten seither neue Rollen in US-Produktionen, etwa als werdender Vater in "Happy New Year" oder als gesuchter Verbrecher in der Agentenromanze "Das gibt Ärger" mit Reese Witherspoon. Im Bild: Til Schweiger und und Armin Rohde in "Keinohrhasen" (2007)

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(Foto: NDR/Degeto/Constantin Film)

Angriffsflächen Ob Bernd Eichingers "Manta Manta" als Ausrutscher in seiner Schauspielkarriere zählt, bleibt Geschmackssache. In jedem Fall dürften Schweiger seine Prolo-Rollen geschadet haben. Denn wo Schweiger aufhört und die Rolle anfängt, blieb für Zuschauer oft rätselhaft. Was den einen gefiel, ging anderen auf die Nerven. So sehr, dass Schweiger seine Spötter auch mit facettenreicheren und subtileren Auftritten nicht mehr für sich gewinnen konnte. Bei dieser Gemeinde von Schweiger-Verweigerern half dann auch ein Erfolg wie "Der Eisbär" nicht mehr weiter, den die SZ lobend "eine Mischung aus Kölschem Tarantino und trashig-deutschem Kriminaltango, aus Kneipenfilm und makabrer Gaunerkomödie" nannte. Und selbst das Kompliment der Zeit von 1999 zum Film "Der große Bagarozy" klang zwiespältig, wonach er "mit so großer Präsenz" agiere, "dass man bald schon vergisst, dass es Til Schweiger ist, der da spielt". Im Bild: Til Schweiger (in der Mitte) in "Manta Manta" (1991)

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(Foto: Imago Stock&People)

Völlige Fehlbesetzung, lächerliche Aufmachung: Brad Pitt hat in seiner Karriere bessere Kritiken erlebt als die zu seinem Ausflug in die antike Mythologie im Monumentalfilm "Troja". Von seiner Verkörperung des Achilles in meist überschaubarem Kampfkostümchen blieb nicht viel in Erinnerung, auch wenn der Kassenerfolg mit 4,4 Millionen Zuschauern allein in deutschen Kinos enorm war. Die Anti-Auszeichnung "Goldene Himbeere" für das Schlechteste Leinwandpaar musste Pitt aber nicht mit Rose Byrne für "Troja", sondern schon 1996 mit Tom Cruise für "Interview mit einem Vampir" über sich ergehen lassen. Im Bild: Brad Pitt mit Rose Byrne in "Troja" (2004)

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(Foto: Imago)

Networking "Er ist seit langem der größte Filmstar der Welt, größer als ich, größer als DiCaprio", sagte George Clooney vor kurzem im Magazin Esquire über seinen Kumpel Brad. Was zeigt: Es kann nicht verkehrt sein, sich als Alphamann mit anderen Alphamännern zusammenzutun. Die Rudelbildung - mit deutlichen Anspielungen auf das berühmte Rat Pack von Sinatra und Co. - hat Pitt zusammen mit Clooney, Matt Damon, Ben Afflecks Bruder Casey und anderen in ihrer Casinoknacker-Reihe "Ocean's" perfektioniert. Auch jenseits der Leinwand funktioniert die Cliquenbildung sowohl ernsthaft als auch scherzhaft. So schlagen sich die befreundeten Herren gern gegenseitig als Sexiest Man Alive vor. Im Bild von links: Matt Damon, George Clooney und Brad Pitt in "Ocean's 13" (2007)

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(Foto: Imago Stock&People)

Auch Schweiger weiß Kontakte zu pflegen und Bekannte und Freunde in seinen Filmen unterzubringen - ob vor der Kamera oder dahinter. Als wirklich befreundet bezeichnet er sich im Gespräch mit dem SZ-Magazin allerdings "nur mit Heiner", also Heiner Lauterbach. Und mit Fahri Yardim, dem Darsteller seines Assistenten im Hamburger Tatort. À propos: Auch Wotan Wilke Möhring, mit dem er die "Männerherzen"-Filme gedreht hat, ist inzwischen ARD-Kommissar. Männerfreundschaften eben. Im Bild von links: Florian David Fitz, Maxim Mehmet, Justus von Dohnanyi, Til Schweiger, Wotan Wilke Möhring und Christian Ulmen bei einem Pressetermin für ihren Film "Männerherzen" in Berlin 2008

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(Foto: Getty Images)

Das Aufeinandertreffen Es war nur eine Frage der Zeit, bis die beiden laut Media Control größten Lieblinge der deutschen Kinogänger auch im Film aufeinandertrafen. In Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" war es soweit. Pitt spielte den Ober-Nazijäger Aldo Raine mit Marlon-Brando-Gedächtnislippe, Schweiger den ehemaligen deutschen Feldwebel Hugo Stiglitz. Also doch den Nazi? Nur den Beinahe-Nazi, denn einen Nazi will Schweiger nicht spielen und sagte aus diesem Grund auch eine Rolle in Steven Spielbergs "Der Soldat James Ryan" ab. Schauspielerisch machte zwar Christoph Waltz Brad Pitt Konkurrenz, hinter den Kulissen verbrüderte sich der jedoch eher mit Til Schweiger. "Der Brad ist echt 'ne coole Sau!", schrieb Schweiger in einem Gastbeitrag für die Gala - und die Sympathie soll gegenseitig sein. Ob sich die beiden nun auch zum runden Geburtstag gratulieren, sei dahingestellt. Im Bild von links: Til Schweiger, Brad Pitt, Diane Kruger, Quentin Tarantino, Melanie Laurent und Christoph Waltz bei der Deutschlandpremiere von "Inglourious Basterds" 2009 in Berlin (Teaserbild: Bildbearbeitung: Süddeutsche.de)

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(Foto: Getty Images for Paramount Pictu)

Am liebsten Allrounder Plan B Entertainment heißt Brad Pitts Rezept, um noch mehr als ein Schauspielstar zu sein. Die Produktionsfirma, die ihm nach dem Ausstieg eines Partners und seiner Ex-Frau Jennifer Aniston allein gehört, ist für Publikums- und Kritikererfolge wie "Departed - Unter Feinden" mit seinem Kumpel Matt Damon oder "The Tree of Life" und "Killing Them Softly" verantwortlich. An der Verfilmung des Zombie-Horrors "World War Z" sicherte sich Pitt früh die Rechte. Der Dreh des extrem teuren Kino-Spektakels erwies sich allerdings als Nervenprobe, die Pitt nicht zuletzt mit Hilfe diverser Drinks mit George Clooney verarbeiten musste. Die nächsten Projekte stehen längst an, darunter "The Lost City of Z". Im Bild: Brad Pitt und Angelina Jolie bei der Deutschlandpremiere von "World War Z" im Juli 2013 in Berlin

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(Foto: Warner Bros./ dpa)

Auch Schweiger ist längst nicht nur Schauspieler. Er schreibt Drehbücher, führt Regie, produziert mit Barefoot Films, synchronisiert und das gerne alles zugleich. Jüngstes Beispiel ist sein Animationsfilm "Keinohrhase und Zweiohrküken", der im Herbst 2013 in die Kinos kam. Kritiker beeindruckte Schweiger diesbezüglich interessanterweise besonders in seinen Anfangsjahren, etwa mit dem von ihm produzierten und mitverfassten "Knockin' On Heaven's Door" von 1996, in dem zwei Todkranke (Schweiger und Jan Josef Liefers) das Meer sehen wollen. Auf neue Ausflüge in die Welt der Castingshows scheint er dagegen auf Weiteres zu verzichten. Seine Sendung Mission Hollywood, in der Schweiger 2009 bei RTL eine Nebenrolle in einem "Twilight"-Film zu besetzen versuchte, erwies sich als grandioser Schuß in den Ofen. Im Bild: Szene aus "Keinohrhase und Zweiohrküken" (2013), bei dem Til Schweiger Produzent, Regisseur und Synchronsprecher ist

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Clanbildung Was wäre Til Schweiger ohne seine Kinder? Und vor allem: Was wären Til Schweigers Filme ohne seine Kinder? Meistens spielt mindestens einer seiner Sprößlinge (in "Keinohrhasen" sogar drei) auch in den Filmen des Herrn Papa mit - sogar im Tatort nuschelt er mit seiner Ältesten um die Wette. So werden Schweiger-Filme zum Familien-Event. Im Bild: Til Schweiger und Nora Tschirner mit Kindern in "Keinohrhasen" (2007)

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(Foto: FRED PROUSER)

Auch Brad Pitt ist ein Familienmensch, aber was deren Einbindung ins Filmgeschäft betrifft, zurückhaltender. Er weiß sich, seine Frau Angelina Jolie und die sechs Kinder zwar gekonnt als Clan in Szene zu setzen, bleibt damit aber fernab der Leinwand. Lieber zeigen sich die Pitt-Jolies auf der Straße, bei Preisverleihungen oder am Flughafen als Großfamilie. In Daddys Filmen haben die Kinder (noch) nichts verloren. In Mummys schon eher: Mit fünf Jahren spielt Vivienne neben ihrer Mama im Disney-Film "Maleficent". Vielleicht ist das noch ausbaufähig. Im Bild: Brad Pitt und Angelina Jolie mit ihrem Adoptivsohn Maddox bei einer Hollywood-Gala im November 2013

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(Foto: NDR/Marion von der Mehden)

In Würde altern Til Schweiger muss sich beruflich nichts mehr beweisen. Das SZ-Magazin würdigt ihn zum Geburtstag als "einen Filmemacher, der weiß, was er kann. Aber auch, was er nicht kann". Aber auf ewig den harten Kerl spielen, kann selbst er nicht durchhalten. Schwer vorstellbar, dass er sich aufs Drehbuch schreiben und Regie führen beschränkt. Gut also, dass er im Tatort ermittelt: Seit Schimanski dürfen da auch ältere Kommissare harte Parolen dreschen und sich prügeln. Und dem zollte Schweiger bereits mit seinem ersten Satz in seinem ersten Fall Tribut: "Fuck". Im Bild: Til Schweiger als Kommissar Nick Tschiller in seiner Tatort-Premiere "Willkommen in Hamburg" (2013)

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(Foto: Imago)

Und Brad Pitt? In "Der seltsame Fall des Benjamin Button" nahm er schon mal vorweg, wie er auch als Greis auf der Leinwand noch begeistern kann. In jedem Fall darf er dem Alter gelassen entgegensehen. Das Image des Schönlings ist abgelegt, und Charakterdarsteller werden mit den Jahren ja eher besser. Im Bild: Brad Pitt in "Der seltsame Fall des Benjamin Button" (2009) Natürlich sollen Brad Pitt und Til Schweiger zum 50. auch einzeln gewürdigt werden. Lesen Sie hier ein aktuelles Porträt Schweigers aus dem SZ-Magazin und hier über die Anziehungskraft von Brad Pitt.

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