Piraten-Wortschatz:Wearrr hat's erfunden?

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"Arrr" - unverzichtbares Merkmal echter Freibeuter-Artikulation, auch bei Johnny Depp. Der Schauspieler Robert Newton machte dieses ländliche Granteln als Long John Silver piratensalonfähig.

Fritz Göttler

Johnny Depp und seine Piraten der Karibik sind das Phänomen dieses Jahrhunderts. Finanziell sowieso, der dritte Teil schiebt weiterhin Millionen in die Kinokassen weltweit. Und kulturell ist das Werk eine unerschöpfliche Fundgrube, regt zu Einsichten und Reflexionen an, und auch zu Revisionen mancherlei Art. In der Leser-Fragen-Abteilung der Website Slate zum Beispiel wird das Augenmerk auf das legendäre Arrr gelenkt, das seit Jahrzehnten ein unverzichtbares Merkmal echter Freibeuter-Artikulation ist.

Aber dieses schwer rollende Arrr, das auch durch die Dialoge der Crew um Johny Depps Captain Sparrow schlingert wie nicht festgezurrte Fässer auf dem Deck eines Schiffs, das in unruhige See geriet - dieses Arrr ist gar nicht meerentsprungen, sondern grüner Landschaft erwachsen: Dorset, der Grafschaft im Südwesten Englands. Deren Küstenlandschaft 2001 von den UN zum Weltnaturerbe erklärt wurde und die durch zwei Dichter berühmt wurde, den landstämmigen Thomas Hardy und den intergalaktischen Segler Douglas Adams, den Autor des "Hitchhiker's Guide to the Galaxy".

Und dann ist da noch Robert Newton, geboren in Shaftesbury, ein Hans Dampf in allen Gassen der Bühnenwelt, der über Birmingham nach London kam, wo er seinem Freund Laurence Olivier der Horatio war, diesen dann am Broadway ablöste, Anfang der Dreißiger, nach Hollywood weiterzog und dort, 1950, den Long John Silver spielen durfte, den Piratenkapitän par excellence in der "Schatzinsel". Und da, im flirrenden Südseelicht, brachte er das Arrr seiner ländlichen Jugend in den Piratenjargon ein.

Zwei Jahre später durfte er den Piraten Blackbeard geben, der hübsche Zöpfchen in seinen Bart geflochten hat, kurz darauf war er tot. Er war gerade mal fünfzig - konnte vom Fusel nicht lassen. Ein echtes Piraten-Ende - solange uns auf Slate nicht das Gegenteil bewiesen wird. Dort sind bereits weitere Revisionen angedroht. So wird gefragt: Hat jemand wirklich schon mal eine Schatzkarte gesehen?

© SZ vom 8.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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