Favoriten der Woche:"Gezielte Dummheit widerspricht der menschlichen Natur"

Favoriten der Woche: Das "Feldhandbuch für einfache Sabotage"

Das "Feldhandbuch für einfache Sabotage"

(Foto: OSS/DHS/Public Domain)

Eine Anleitung für Saboteure, Nischiges vom Großmeister, sanft klargespülte Klassiker von Pink Floyd: Empfehlungen der SZ-Redaktion.

Schöner Sabotieren: Handbuch für Störenfriede

Einstmals geheime Akten gehören zu den besten Lektüren im Internet. Das "Feldhandbuch für einfache Sabotage" zum Beispiel, das der des CIA-Vorläufers OSS 1944 verfasst hatte. Das kann man auf der Webseite des Amtes für Heimatschutz herunterladen. Der amerikanische Geheimdienst hatte damals die Hoffnung, Bürger der Achsenmächte würden in ihren Betrieben Schaden anrichten und so die Kampfkraft schwächen. Dazu gehörte auch die gewaltlose methodische Sabotage innerhalb von Organisationen. Aus heutiger Sicht liest sich das wie die Vorlage für die Drehbücher von Bürosatiren wie "Stromberg" oder "The Office".

Also dann, ein paar Zersetzungsmethoden für Einsteiger. Für Manager, Abteilungsleiter, Chefs: Bestehen Sie darauf, alles auf dem "Dienstweg" zu erledigen. Wenn möglich, verweisen Sie alle Angelegenheiten an Ausschüsse zur "weiteren Untersuchung und Prüfung". Versuchen Sie, den Ausschuss so groß wie möglich zu machen, niemals weniger als fünf Teilnehmer. Bringen Sie irrelevante Themen so oft wie möglich zur Sprache. Plädieren Sie für "Zurückhaltung". Seien Sie "vernünftig" und fordern Sie Ihre Mitarbeiter auf, "vernünftig" zu sein und Eile zu vermeiden, die später zu Peinlichkeiten oder Schwierigkeiten führen könnte. Sorgen Sie dafür, dass wichtige Arbeiten ineffizienten Mitarbeitern zugewiesen werden. Um die Arbeitsmoral und damit die Produktion zu senken, seien Sie nett zu ineffizienten Mitarbeitern; geben Sie ihnen unverdiente Beförderungen. Halten Sie Konferenzen ab, wenn kritischere Arbeiten zu erledigen sind.

Für Mitarbeiter: Arbeiten Sie langsam. Machen Sie Ihre Arbeit schlecht und schieben Sie es auf schlechte Werkzeuge, Maschinen oder Geräte. Wenn möglich, schließen Sie sich einer Gruppe an, um der Geschäftsleitung Probleme der Arbeitnehmer zu unterbreiten. Achten Sie auf die Anwesenheit einer großen Zahl von Mitarbeitern bei jeder Präsentation, und fordern Sie mehr als eine Sitzung für jeden Beschwerdefall. Stellen Sie sich dumm an. Wobei auch der OSS zugeben musste: "Gezielte Dummheit widerspricht der menschlichen Natur". Das erfordere besondere Fähigkeiten. Deswegen gibt es dafür ja auch Ausbildungen und Studiengänge. Andrian Kreye

Flüsternder Erzähler: Godards Reflektionen

Favoriten der Woche: Marina Vlady in "2 oder 3 Dinge, die ich von ihr weiß" (1967).

Marina Vlady in "2 oder 3 Dinge, die ich von ihr weiß" (1967).

(Foto: Imago/Everett Collection)

Am Dienstag ist der Regisseur Jean-Luc Godard im Alter von 91 Jahren gestorben. Zu seinen schönsten Filmen, die man sich jetzt nochmal ansehen kann, gehört "Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß" (verfügbar als Stream etwa bei Mubi oder Amazon). Der Film kam 1967 ins Kino, ging aber zwischen seinen Hits der Sechziger etwas unter (von ihnen sind einige nun in der Arte-Mediathek abrufbar). Wie die Blätter eines Baums sich auf der rotlackierten Karosserie eines Autos spiegeln und dazwischen noch die Sonne als winziger Punkt sich reflektiert, solche Beobachtungen haben ihn immer mehr interessiert als das, was die Amerikaner eine Story nennen. Der Filmessay porträtiert 24 Stunden im Leben der jungen Vorortpariserin Juliette, die neben ihrem Kleinfamilienleben einmal pro Woche in einem Stundenhotel arbeitet. Godard zeigt als flüsternder Erzähler, dass in der modernen Gesellschaft sich jeder prostituieren muss, um mitzuhalten. David Steinitz

Remix: Pink Floyds Neuversion von "Animals"

Favoriten der Woche: Remix, auch was das Cover angeht: Die bearbeitete Version von "Animals" von Pink Floyd.

Remix, auch was das Cover angeht: Die bearbeitete Version von "Animals" von Pink Floyd.

(Foto: Warner Music)

Sie sollten sich hüten, heilige Mischverhältnisse anzutasten, wird Tonmeistern gepredigt. Soll heißen: Wer Musik nach Jahrzehnten neu bearbeitet und dabei ihren Originalcharakter stört, schafft sich eine Menge Feinde. Bei der Neuversion des 1976 aufgenommenen, mindestens superklassischen Albums "Animals" von Pink Floyd hat Remixer James Guthrie deshalb nur sanft klargespült. Die eigentliche News: Aus unerklärlichen Gründen wurde auch die berühmte Plattenhülle remixt. Das Foto vom Schwein, das wie auf einem Géricault-Gemälde über dem Battersea-Kohlekraftwerk schwebt, wurde in die postfossile Gegenwart verlegt, in der die Ruine zur Baustelle für ein Business- und Wohnzentrum wird. Was kommt als nächstes? Der Kuchen, der aus Warhols Banane gebacken wurde? Wir sind ein wenig empört. Joachim Hentschel

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