Pinakotheken:Dürers neuester Tweet

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Dürer lässt grüßen von der neuen Internetseite der Pinakotheken. (Foto: oh)

Rückblick und Ausblick der Staatsgemäldesammlungen

Von Evelyn Vogel, München

Dass das Internet ein Elefantengedächtnis hat, weiß man ja. Das Netz vergisst einfach nichts - und garantiert dann nicht, wenn es das tun soll. Suchmaschinen und Servereinstellungen tun es ihm gleich, weshalb die versammelte Presse bei der Präsentation des Relaunches der Website der Pinakothek erst einmal ein bisschen herumtricksen musste, bis der altbekannte Link www.pinakothek.de statt der alten Website tatsächlich die neue digitale Oberfläche der Pinakotheken aufrief und auf den Smartphones Dürers Selbstbildnis im Pelzrock auftauchte.

Dieser neue digitale Auftritt der Pinakotheken hat wirklich ein paar nette Neuerungen zu bieten. Schon auf der Startseite findet sich neben den Buttons für die Münchner Pinakotheken (Alte, Neue, Moderne), die von der Sammlung Schack und dem Museum Brandhorst sowie nun auch unter "Alle Staatsgalerien" einer für die bayerischen Zweigstellen. Generaldirektor Bernhard Maaz setzt also seinen, Ende vergangenen Jahres mit dem Überblicksband "Die Pinakotheken in Bayern" eingeschlagenen Kurs fort und sucht die landesweiten Schätze weiter aufzuwerten.

Die Benutzerführung durch die digitale Welt ist deutlich vereinfacht. Aktuelle Ausstellungen und Veranstaltungen, Öffnungszeiten und Preise sind jetzt sofort auffindbar. Es folgt eine Reihe von "Meisterwerken", die man als Appetizer konsumieren oder als Link zu weiterführenden Informationen nutzen kann. Neben "Impressionen aus der Pinakothek der Moderne" gibt es Links zu digitalen Medien, wo Blogger, Twitter-Follower und Instagramm-Nutzer ein Forum finden. Der für ausländische Touristen wohl wichtigste Button dürfte der für die Sprachen sein. In nicht weniger als sieben Fremdsprachen können sich Besucher nun einen Eindruck von den Pinakotheken verschaffen, neben den Klassikern Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch auch auf Russisch, Japanisch und Chinesisch.

Maaz gab auch einen Rückblick auf seine nunmehr einjährige Amtszeit, die er mit den Worten "Bauen, Bauen, Bauen" zusammenfasste und dabei ein Loblied auf das zuständige Bauamt sang. Während man bei der Alten Pinakothek mächtig Gas gegeben hat, um die durch Asbestfunde verursachten Verzögerungen wieder aufzuholen, stehen viele Entscheidungen bei der Neuen Pinakothek noch an. Dem vorgelegten Jahresbericht ist unter anderm zu entnehmen, dass die Staatsgemäldesammlungen dem Lostart-Register immer mehr Raubkunst-Funde melden: Waren es 2007 nur 142, so stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 236. In der Alten Pinakothek wird es eine "Rückhängung" geben, in der der Moderne eine "Neuhängung". Das Museum als "Denkraum" solle durch das Nebeneinander von Aktuellem sowie "Vergessenem und Verdrängtem" Anstöße geben. So will man die Neue Sachlichkeit einer Neubewertung unterziehen, die Kunst der Dreißiger mit staatstragender Kunst, Kunst der Anpassung sowie des Widerstands in ein Spannungsverhältnis setzten. Ob und wie das gelingen wird, darauf darf man gespannt sein.

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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