Nach emotionalen, beschwörenden Reden der kulturpolitischen Sprecher aller Fraktionen und in Anwesenheit von Salomon Bausch, Stiftungsvorsitzender der Pina Bausch Foundation, stimmte der Rat der Stadt Wuppertal am Montagabend einstimmig dafür, das geplante Pina Bausch-Zentrum zu realisieren. Damit ist der Weg frei für einen Architektenwettbewerb als Grundlage für das Tanz-Zentrum. Es soll im umgebauten Wuppertaler Schauspielhaus, das seit Jahren wegen Baufälligkeit geschlossen ist, entstehen. Die Eröffnung ist für 2025/26 geplant.
Dem städtischen Durchführungsbeschluss waren über viele Monate hin heftige Diskussionen vorausgegangen. Streitpunkt waren immer wieder die hohen Baukosten von rund 60 Millionen Euro, sowie die laufenden Betriebskosten, die auf 15 Millionen jährlich angesetzt sind. Der Bund hatte sich gleich zu Beginn mit 29,5 Millionen an den Investitionskosten beteiligt, hatte zunächst weitere acht Millionen zugesagt und in diesem Jahr nochmals 2,2 Millionen für das Programm vor der Eröffnung des Zentrums bewilligt. Das Land Nordrhein-Westfalen trägt ein Drittel der Baukosten (12,5 Millionen) und will sich außerdem mit drei bis vier Millionen an den laufenden Betriebskosten beteiligen. Die Stadt Wuppertal muss die restlichen Kosten tragen. Eine wichtige Zusage steht noch aus: die Übernahme des Bundes für ein Drittel der Betriebskosten. Denn ohne diese Beteiligung des Bundes käme das ganze Projekt ins Wanken.
Die Abstimmung im Rathaus ist vor diesem Hintergrund ein sehr mutiges Bekenntnis zu Pina Bausch und ihrem weltweit gefeierten Tanztheater Wuppertal als "nationalem Kulturerbe". Das Zentrum soll "Leuchtturm" werden mit Ausstrahlung in alle Welt. So wird dort das Tanztheater Wuppertal mit modernsten technischen Einrichtungen seine endgültige Heimat finden, die Foundation Pina Bausch ihren Sitz haben, und es sollen Probenräume und Arbeitsmöglichkeiten für internationale Gastkompanien geschaffen werden. Dazu ein noch nicht näher definierter (Diskussions-) Ort "für die Stadtgesellschaft".
Ein deutliches Bekenntnis zu Pina Bausch und ihrem Erbe kam auch von Bettina Wagner-Bergelt, der designierten Intendantin und künstlerischen Leiterin des Tanztheaters Pina Bausch bei der Vorstellung des Spielplans für 2019. Sie sieht das "großartige Ensemble mit verschiedenen Tänzergenerationen und unterschiedlicher kultureller Herkunft und das umfassende Werk von Pina Bausch als Quelle, aus der wir schöpfen können für die Bewahrung und Sicherung des Repertoires und die Entwicklung von Neuem."
Die wichtigste Neueinstudierung wird die Macbeth-Paraphrase "Er nimmt sie an der Hand und führt sie in das Schloss, die anderen folgen" von Pina Bausch sein. Eine Mammutaufgabe für das Tanztheater: das Stück, 1978 in Kooperation mit dem Schauspielhaus Bochum unter Intendant Peter Zadek uraufgeführt, ist zuletzt vor 20 Jahren gespielt worden. Die Rolle von Mechthild Grossmann in der Uraufführung ist mit der Schauspielerin Johanna Wokalek prominent besetzt. Die Probenleitung wird Jo Ann Endicott übernehmen. Sie wird durch Hans Dieter Knebel unterstützt, der damals als Statist mit dabei war und nach einer Schauspielausbildung seit Jahrzehnten Mitglied des Wiener Burgtheaters ist. Auf dem Spielplan stehen außerdem die Bausch-Stücke "Palermo Palermo", "1980" und "Arien", so wie Gastspiele der beiden Inszenierungen aus diesem Jahr "Neues Stück I" und "Neues Stück II" in London.