Die unauffälligsten Anglizismen sind auch die hartnäckigsten. Zumal dann, wenn man ihnen den Migrationshintergrund nicht anmerkt. So war es bereits mit der Wendung "einmal mehr", die sich statt "wiederum" oder "abermals" so fest eingebürgert hat, dass an eine Ausbürgerung für den Moment nicht zu denken ist. Für den Moment? Genau! Auch dieser Ausdruck verdankt seine Popularität vor allem sprachlicher Unscheinbarkeit.
Da bedankt sich etwa die Moderatorin beim Korrespondenten für seinen Bericht mit den Worten: "Danke, für den Moment". Sie will damit das Vorläufige betonen, herausstellen, dass es sich beim Gesagten nur um einen Zwischenstand handelt, eben um eine Momentaufnahme. Nicht zufällig wird in einer Gegenwart, in der das "Zeitfenster" die Frist abgelöst hat, vorsorglich ein rhetorisches Zeitfenster in die Rede eingebaut, als wäre es anmaßend, einen Wahrheitsanspruch zu erheben. Das Gegenstück zum Begriff "für den Moment" ist ebenfalls ein Anglizismus und heißt "am Ende des Tages". Dass morgen die Sonne wieder aufgeht, wäre ja womöglich bereits zu viel behauptet.