Süddeutsche Zeitung

Phrasenmäher:Mit allen Mitteln

Es ist so eine Art Bazooka des Engagements: Das Versprechen, dieses oder jenes "mit allen Mitteln" zu versuchen, zu bekämpfen oder durchzusetzen.

Von Alex Rühle

Es ist so eine Art Bazooka des Engagements oder auch das letztgültige, finale und extragroße Maßnahmenpaket: Das Versprechen, dieses oder jenes "mit allen Mitteln" zu versuchen, zu bekämpfen oder durchzusetzen. Selbst stochert man ja meist eher ratlos im enigmatischen Chaos namens Leben herum, probiert mal dieses, mal jenes und lässt's am Ende am besten ganz bleiben. Der Mit-allen-Mitteln-Mann ist der omnipatente Gegenentwurf dazu. Man fragt nach seiner breitbeinigen Ankündigung auch gar nicht mehr, was für Mittel das denn genau seien, bitteschön. Weil: Es sind ja eh alle.

Allein in den vergangenen drei Tagen sollten "mit allen Mitteln" die Saison gerettet, der Lockdown beziehungsweise das Herunterfahren verhindert, die Versorgung der Familien gewährleistet, die Überlastung von Kliniken vermieden, die Freiheit verteidigt, auf ein unabhängiges Bergkarabach insistiert und nicht zuletzt gegen die Korruption in Angola vorgegangen werden. In der NZZ "wehrte sich" am vergangenen Wochenende sogar "die Vergangenheit mit allen Mitteln gegen Veränderungen".

Interessant wäre sicher eine Untersuchung, ob Frauen dieses potenzstrotzende Versprechen genauso oft benutzen wie Männer. Der wichtigste Allheilmittler ist jedenfalls seit Jahren schon der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Auch im aktuellen Kampf gegen Corona fährt er sprachlich alle Mittel auf, immer wieder ist danach die ganze Republik beeindruckt. Klingt ja auch besser als das "Övöntuöll" seines niederbayrischen Stellvertreters Hubert Aiwanger.

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Quelle:
SZ vom 23.10.2020
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