Französische Literatur:Der Stern, auf dem das Leben einfach weitergeht

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"Ich ertrage diese Verwirrung noch immer nicht", schreibt Lançon drei Jahre nach dem Attentat. "Die Tatsachen sind das einzige Gepäck, das ich auf die folgende Reise gern mitgenommen hätte; doch wie alles Übrige verformen sie sich unter dem Druck. Die Gewalt pervertierte, was sie nicht zerstört hatte. Wie ein Sturm hatte sie das Boot versenkt." (Foto: REUTERS)
  • Philippe Lançon war in den Redaktionsräumen von "Charlie Hebdo", als das Attentat auf die Satirezeitschrift geschah.
  • Vor einer der Operationen, die sein zerschossenes Gesicht rekonstruierten, antwortete er auf die Frage seiner kubanischen Frau, wie es ihm gehe: "Estoy." Ich bin.
  • Im Buch "Der Fetzen" beschreibt Lançon, wie er seine Identität wieder aufgebaut hat.

Von Alex Rühle

Unglaublich, was Chirurgie alles kann. Ein kleiner Spalt in der Unterlippe, ansonsten wirken Mund- und Kinnpartie fast ebenmäßig. Gut, Philippe Lançon hat sich einen grau melierten Bart wachsen lassen, der die transplantierte Hautpartie verdeckt, die seinem Buch den Titel gab: "Der Fetzen". Trotzdem ist kaum vorstellbar, wie dasselbe Gesicht am 7. Januar 2015 aussah: "Anstelle des Kinns und der rechten Seite meiner Unterlippe klaffte nicht etwa ein Loch, sondern ein Krater aus zerstörtem, herabhängendem Fleisch."

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