Vor einigen Jahren hat der Kulturwissenschaftler Philipp Felsch ein kluges Buch geschrieben, in dessen Zentrum der 1970 in Westberlin gegründete Merve Verlag stand. Weder der Ober- noch der Untertitel des Buches gab darauf einen Hinweis. Es hieß "Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte 1960-1990". Die Anspielung auf Hans Magnus Enzensbergers dokumentarischen Roman "Der kurze Sommer der Anarchie" (1972) signalisierte den Abschied von den Routinen der Verlagsgeschichtsschreibung. Die Theorie - ob in Gestalt des italienischen Marxismus, des französischen Poststrukturalismus oder der Systemtheorie Niklas Luhmanns - trat bei Felsch als Obsession auf, als Droge, die in kleinen, billigen, handlichen Formaten verabreicht wurde statt in langgestreckten Wälzern. Wo der Schlüsselbegriff "Intensität" auftauchte, war die Nietzsche-Lektüre nicht weit. En passant ließ sich dem Buch entnehmen, dass der Autor, Jahrgang 1972, in den mittleren Neunzigerjahren in Bologna studiert hatte.
Philipp Felsch: "Wie Nietzsche aus der Kälte kam":Gefährliche Papiere
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Philipp Felsch hat die Geschichte der ersten kritischen Ausgabe des gesamten Nachlasses Nietzsches geschrieben - getarnt als Thriller.
Von Lothar Müller
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