Süddeutsche Zeitung

Pflanzenkunst in Montréal:Blühende Fantasie

Wer keine Sandskulpturen mehr sehen kann, muss auf der Suche nach sommerlichen Kunstalternativen nicht verzagen. Pflanzenskulpturen machen auch was her - und sind als solche teils kaum zu erkennen.

Wer keine Sandskulpturen mehr sehen kann, muss auf der Suche nach sommerlichen Kunstalternativen nicht verzagen. Pflanzenskulpturen machen auch was her - und sind als solche manchmal kaum zu erkennen. Was hier herumhängt, ist zwar Natur, aber kein Tier. Der Affe - wie auch die folgenden Motive im Botanischen Garten von Montréal fotografiert - ist Teil eines internationalen Gartenkünstlerwettbewerbs. Aus mehreren Millionen Blumen und Pflanzen ...

... haben etwa 200 Künstler aus aller Welt einen Garten voller Überraschungen entstehen lassen. "Mosaïcultures Internationales de Montréal" heißt die Veranstaltung in der kanadischen Metropole.  Zu sehen sind bei der Ausstellung, die bis Ende September geöffnet bleibt, alle möglichen Gebilde, von liebevoll zurechtgestutzten Tiergrüppchen ...

... bis zu großformatigen Fantasiegebilden. Etwa 22.000 Pflanzenarten und mehr als drei Millionen Pflanzen insgesamt finden in der Ausstellung Verwendung. Gemäß des Themas "Land der Hoffnung" steht das Engagement für den Schutz der Natur im Mittelpunkt der grünen Kunst. So sollen die Skulpturen unter anderem auf bedrohte Arten und Ökosysteme und die Abhängigkeit des Menschen von seiner Umwelt hinweisen.

Wie im Namen "Mosaïcultures Internationales" angedeutet, ist die Ausstellung als internationales Mosaik gedacht. Neben mehreren kanadischen Städten nehmen Künstler und Organisationen aus 20 anderen Ländern teil.  Die Osterinseln etwa haben ihre weltberühmten Steinköpfe nachbilden lassen, die sogenannten Moai.

Viele der Kreationen kommen verspielt daher, wie etwa dieser Spaziergang von Kattas.

Während bei Nachbildungen menschlicher Figuren doch immer auf den ersten Blick das Material erkennbar bleibt, sind zahlreiche Tierschöpfungen weniger leicht als Imitation zu erkennen.

Teils stecken skurrile Geschichten hinter den Exponaten. Tokio etwa ist in Montréal mit der grünen Nachbildung von "Hachiko, dem loyalen Hund" vertreten. Dieser, so heißt es, hat bereits zwei Spielfilme inspiriert (darunter den Hollywoodstreifen "A Dog's Tale" mit Richard Gere). Die wahre Geschichte: Er gehörte einem Professor der Universität Tokio und wartete ganze zehn Jahre nach dessen Tod jeden Tag nach alter Gewohnheit zur Feierabendzeit am Bahnhof auf ihn. In Japan wurde er so zu einem Symbol der Loyalität, in Kanada wird ihm nun zumindest vorübergehend auch ein kleines grünes Denkmal gesetzt.

Pflanzen aus Pflanzen schließlich, mehr können sich Naturfreunde wohl kaum wünschen. Wem eine Reise zur grünen Kunst in Montréal dennoch zu weit ist, dem bietet sich in Europa unter anderem durch den sogenannten Bloemencorso in den Niederlanden eine Alternative. Der nächste findet im Frühjahr 2014 statt.

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